Unionscrew aß Seezungenragout

■ Streitende Union absolvierte ihr zweites Spitzengespräch / CDU und CSU einig: Wir wollen nie wieder öffentlich streiten / Gemeinsames Positionspapier anvisiert / Alle Probleme besprochen, keines gelöst

Aus Bonn Oliver Tolmein

Die einzig harte news, die man vom zweiten unionsinternen Klärungsgespräch am Samstag berichten kann, betrifft die Speisekarte - und auch die macht einen nicht besonders neidisch, daß man nicht dabeigewesen ist: Seezungenragout mit Blattspinat, Saltimbocca und Himbeercreme, dazu ein 85er (das waren noch Zeiten) „Leinsweiler Sonnenberg“. Der Rest, ein paar Zitate vom Generalsekretärsduo Geißler/Tandler ist interpretierbar: „Wir sind der Auffassung, daß die wesentlichen Fragen in den beiden Verhandlungsrunden geklärt sind“ (Tandler), „In der Frage der inneren Sicherheit haben die beiden Schwesterparteien die geringsten Schwierigkeiten“ (Geißler), „Es gibt eine ganze Latte von Problemen, die in den nächsten Wochen geklärt werden müssen“ (Tandler), „Wir haben über alle wesentlichen Punkte gesprochen.“ (Geißler). Das schien selbst den Unionspolitikern so wenig sustantiell zu sein, daß sie auf einen Auftritt vor der Bundespressekonferenz verzichteten. Der Kern der Übereinkunft, die die zwölfköpfige Unionsrunde unter Vorsitz von Kohl und Strauß bei ihrem zweiten Treffen erzielt hat, ist von Heiner Geißler in Worte gekleidet worden: „Ich kann für die CDU sagen, daß wir in der Öffentlichkeit auf Äußerungen innerhalb der Schwesterpartei nicht mehr reagieren werden.“ CSU–Generalsekretär Tandler lieferte die Ergänzungserklärung: „Wir werden uns künftig ebenso verhalten.“ Wie einig sich die beiden Generalsekretäre waren, deren Verhandlungsteams sich dem Vernehmen nach nicht eingehender über Sachfragen wie Steuerreform oder Reform des Gesundheitswesen unterhalten haben, wurde auch durch den überaus häufigen Gebrauch des Wörtchens „Gemeinsamkeit“ deutlich gemacht: achtmal hat es AP–Kor respondent Sondermann während der drei Minuten und vierzig Sekunden dauernden Erklärung Heiner Geißlers vernommen. Häufiger wurden nur noch die Worte „und“, „CSU“ und „CDU“ genannt. Eine gemeinsame Verhandlungskommission von CDU und CSU soll nun die „Gemeinsamkeiten“ zu einem „Positionspapier“ verdichten. Beteiligt werden Kanzleramtsminister Schäuble (CDU), Heiner Geißler (CDU), der Vorsitzende der CSU– Landesgruppe Waigel, Gerold Tandler (CSU) und der Chef der Münchner Staatskanzlei Stoiber (CSU) sein.