Universalrezept gegen Arbeitslosigkeit

■ Öffentlicher Dienst in Feiertagslaune

Düsseldorf (dpa/taz) - Mit bis zu 350.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen rechnet das Wirtschafts– und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in Düsseldorf durch die Einführung der 35–Stunden– Woche im öffentlichen Dienst. Das Institut, eine Einrichtung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), stellt fest, es würden noch erheblich mehr Arbeitsplätze geschaffen, wenn diese Arbeitszeitregelung ebenfalls in Bereichen mit „öffentlichen Dienstleistungscharakter“, übernommen werden könnten. Das DGB–Institut geht davon aus, daß die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst im kommenden Jahr das „Tabu der 40–Stunden–Woche“ durchbrechen werden - „möglicherweise gegen starken Widerstand der öffentlichen Arbeitgeber“. Neben der Verkürzung der Wochenarbeitszeit könnten nach Ansicht des WSI in den bundesdeutschen Amtsstuben mehrere zehntausend neue Arbeitsplätze durch den Abbau von Überstunden geschaffen werden. Der Hausmathematiker der taz hat die Vorschläge des Düsseldorfer Instituts unter die Lupe genommen und festgestellt, daß sie sich durch Zaghaftigkeit auszeichnen. Wenn es um das Brechen von Tabus geht, so ist nicht einzusehen, warum man bei der 35–Stunden– Woche für die Werktätigen im öffentlichen Dienst Halt machen sollte. Nach den vorläufigen Berechnungen unseres Experten könnten durch die Einführung der 30–Stunden–Woche weitere 350.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Bei 25 Stunden beamteter Tätigkeit dürfte das DGB–Institut mit insgesamt 1.050.000 neuen Posten rechnen. Eine vollständige Lösung der Arbeitslosen–Frage wäre durch die Einführung der 4,5–Stunden–Woche in Finanzämtern, Zollämter, Staatsanwaltschaften und anderen bürgernahen Einrichtungen zu bewerkstelligen. Geht man noch einen Schritt weiter und faßt die Null–Stunden– Woche ins Auge, so ergibt sich ein unendlich hoher Stellenkegel. Der öffentlichen Dienst könnte dann Millionen von Arbeitslosen aus der Dritten Welt mit gutbezahlten Jobs versorgen. hme Die Stunde der wahren Emfindung: Bonn weiß, und die Bürger der USA sollen wissen, daß wir bejahen, bejahen, bejahen. Ein überwältigender Akt! Ein sichtbares Zeichen! Ovation! Sportpalast! Weiter so!