Hunsrücker mißtrauen Politikern

■ Aktionstage in Hasselbach beendet / Ein sowjetischer Stahlarbeiter prophezeit atomwaffenfreies Jahr 2000 für die UdSSR / Hunsrücker merken nichts von Abrüstung

Bell (taz) - Die Aktionstage an der Cruise Missiles–Basis in Hasselbach mit Mahnwachen, Blockaden und Informationsveranstaltungen in den Umliegergemeinden ging gestern mit einer Kundgebung unter internationaler Beteiligung auf dem Beller Markt zuende. Aufgerufen zu den Aktionen hatte die regionale Friedensbewegung und der Ostermarsch–Kreis Rheinland–Pfalz. Zwei Blockierer wurden am Samstag festgenommen. Die Amerikaner hatten Freitag und Samstag die Basis offiziell geschlossen. Daß während der Aktionstage keine Cruise Missiles zum Manöver ausrückten, werteten Sprecher der Friedensbewegung als einen Erfolg ihrer Aktionen. Ein Novum: der russische Stahlarbeiter, Mitglied des ZK des Komsomols, Walerij Tscherkassow aus dem Südural, erklärte den rund 700 Zuhörern bei der Abschlußkundgebung, sein Land habe sich zum Ziel gesetzt, das Jahr 2000 atomwaffenfrei zu beginnen. Dazu diene auch die neue Politik der Perestroika in der UdSSR, denn diese ziele auf ein „besseres Leben insgesamt“. Der amerikanische Kriegsdienstverweigerer und Ex–Pershing–2– Soldat Mark Lane wertete die geplante Abrüstung der Mittelstreckenraketen als einen Erfolg der Friedensbewegung. Von konkreten Abrüstungsschritten merkt die Bevölkerung im Hunsrück allerdings nichts. Rainer Szech von der Friedensinitiative Rhein–Hunsrück–Mosel sagte, die Hunsrücker hätten eher eine abwartende und ungläubige Haltung in bezug auf die laufenden Abrüstungsgespäche zwischen den Supermächten. Auf dem Stationierungsgelände sei sogar der Bau eines neuen Bunkers geplant. Die Jugendreferentin des DGB Rheinland–Pfalz, Petra Wolfram, appellierte, sich jetzt nicht zurückzulehnen. Zwar sei das erste Abkommen auch ein „erster Schritt zu einem Leben ohne atomare Bedrohung“, doch nach wie vor gelte in der Politik das Prinzip der Abschreckung. Felix Kurz