Eiertanz um Energiekongreß

■ Zahlreiche Aktionen der Anti–Apartheidbewegung gegen die Teilnahme der Technischen Vereinigung der Großkraftwerksbetreiber (VGB) an einem Energiekongreß in Südafrika / Gewerkschaft verhält sich passiv

Aus Bochum Petra Bornhöft

Der öffentliche Druck auf die Technische Vereinigung der Großkraftwerksbetreiber (VGB), den für November geplanten Kongress „Südafrika 1987“ in Johannesburg abzusagen, wächst. Trotzdem hält die deutsche Organisation an ihrer Teilnahmeabsicht fest. Man wolle sich „nicht durch eine Absage des Kongresses vor den internationalen Partnern blamieren“, sagte Geschäftsführer Dr. Ottmar Schwarz kürzlich in einem Gespräch mit Vertretern der Antiapartheidsbewegung. „Sichtlich beeindruckt und nervös“ zeigte sich nach Angaben eines Gesprächsteilnehmers die VGB über öffentlichen Proteste gegen den Kongress. Wie berichtet hatten Grüne, Bundes–SPD, DGB und ÖTV sich empört über den geplanten „wissenschaftlich– technischen Erfahrungsaustausch“ gezeigt, der neben Fragen der Kohlekraftwerkstechnik auch Probleme der nuklearen Sicherheitstechnik beinhaltet. Zwei Vorstandsmitglieder der Hamburger HEW und der Düsseldorfer Stadtwerke mußten ihre Referenten zurückziehen. Eröffnungsredner VEW–Chef Prof. Knizia, zugleich stellvertretender VGB–Vorsitzender, bleibt stur. In einem neunseitigen Brief an Dortmunder Kritiker lehnt Knizia Boykottmaßnahmen gegen Südafrika kategorisch ab und erklärt, „daß man an der Tagung sogar teilnehmen müsse, gerade wenn man die Verletzung von Menschenrechten nicht gutheißt“. Auch SPD–Unterbezirke haben Knizias Verhalten verurteilt. Die Europaparlamentarierin Barbara Simons (SPD) hatte Partei und parlamentarische Fraktionen ge beten, „nach dem Rückzug namhafter Referenten jetzt auf die VGB als Veranstalter einzuwirken, die Tagung insgesamt abzusagen“. Ebenso eindeutig fordert ein Beschluß der Delegiertenversammlung der nordrhein -westfälischen „Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik“ (SGK) die rund 400 Mitglieder aus den Gemeinden auf, „ihren Einfluß zur Verhinderung der Tagung geltend zu machen“. Entsprechende Möglichkeiten, bisher vom Hamburger Senat und Düsseldorfs OB genutzt, bestehen über die Städte, die an den öffentlich kontrollierten EVUs beteiligt sind. Einflußreiche Genossen im Revier geißeln zwar Parteistellungnahmen gegen den Kongress, konkrete Ratsbeschlüsse indes verhindern SPD–Fraktionen. In Dortmund und Essen bügelten sie entsprechende Anträge der Grünen ab. Zögerlich verhält sich die ÖTV. Vier Wochen nach Bekunden ihres „Entsetzens“ über den Kongress rührt sich nichts in der Energiegewerkschaft. „Wir wollen prüfen, ob ÖTV–Mitglieder der EVU–Aufsichtsgremien mitfahren“, verlautete am Dienstag aus Stuttgart. DGB und IG– Bergbau enthalten sich praktischer Aktivitäten. Neben anderen Aktionen werden am 20.10. in Dortmund zwei Kundgebungen stattfinden. Am 27.10. soll auf die VGB bei ihrer Tagung zur Hochtemperaturreaktortechnologie weiteren Druck gemacht werden. Antiapartheidgruppen aus der gesamten Bundesrepublik sind aufgefordert, sich an Protesten zu beteiligen. Informationen erhältlich bei: Antiapartheidbewegung (AAB), Blücherstr.14, 5300 Bonn 1, 0228–211355