„Der CDU ist keine Spekulation zu dumm“

■ Haben die Sozialdemokraten und Reiner Pfeiffer in Schleswig–Holstein ein Komplott gegen Barschel geschmiedet? Die taz fragte Gert Börnsen, den Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD–Landtagsfraktion zur Waterkantgate

taz: Wann hatten Jansen oder Nilius erstmals Kontakt zu Pfeiffer? Börnsen: Klaus Nilius hat im Juli den ersten Kontakt zu Pfeiffer gehabt, auf dessen Wunsch. Günter Jansen hat ein einziges Mal, im September, mit ihm gesprochen. Warum sind weder Nilius noch Jansen sofort an die Öffentlichkeit gegangen, bzw. zu einem Rechtsanwalt oder zur Staatsanwaltschaft? Weil die Informationen ausge sprochen unglaubwürdig waren. Sie waren ja so ungeheuerlich, daß sie, selbst nachdem sie später im Spiegel veröffentlicht waren, von den allerwenigsten ernst genommen wurden. Zum anderen: Wir haben einen argumentativen, fairen und sachlichen Wahlkampf geführt. Dieses Konzept hätten wir uns durch Skandale und Affairen nicht nur zerstören lassen. Wir hätten damit auch dem politischen Gegner einen großen Gefallen ge tan, der uns genau auf diesen Weg bringen wollte mit seinen Chaos– Plakaten und mit den unter die Gürtellinie zielenden Vorwürfen. Nilius hat zu Pfeiffer gesagt, er solle die Aktivitäten weiterführen, aber mit gebremsten Schaum. Er hat ihn also gewähren lassen und sich dadurch zum Komplizen von Pfeiffer gemacht. Dies sind Zitate von Pfeiffer, die ich weder bestätigen noch dementieren kann. Nilius hat uns im mer gesagt, er habe sich angehört, was Pfeiffer erzählte, er habe aber gleichzeitig deutlich werden lassen, wie wenig er dessen Erzählungen glauben könne. Nilius ist nicht zum Komplizen von Pfeiffer geworden. Er wäre es geworden, wenn er sich bemüht hätte, Pfeiffer Handlungsanweisungen oder sonstige Beratung zu geben. Es steht die Beschuldigung im Raum, daß es ein Komplott zwischen SPD und Pfeiffer gab. Wie können Sie das widerlegen? Diese Beschuldigung kommt von denjenigen, die eine schwere Verantwortung in den ersten Tagen der Untersuchung der Barschel/Pfeiffer–Affaire auf sich geladen haben. Wie jeder weiß, ist der Kronzeuge gegen den Ministerpräsidenten der Finanzminister Asmussen und sein Staatssekretär. Die CDU–Fraktion hat, noch nachdem ein Telegramm von Dr. Barschel angekommen war, daß er mit neuem Entlastungsmaterial kommen wolle, ihn demonstrativ aufgefordert, sein Mandat zurückzugeben. Die CDU hat in den vergangenen Wochen das Interesse gehabt, sich sauber zu waschen, Barschel fallenzulassen und ihn ganz persönlich abzustempeln als den ausschließlich Schuldigen. Nach seinem Tod sehen sie das verständlicherweise anders und versuchen, uns jetzt die Schuld in die Schuhe zu schieben. Und das mit ausgeprochen phantasiereichen Anschuldigungen, bei denen ihnen keine Lüge und keine Halbwahrheit, keine Spekulation und keine Märchengeschichte zu dumm ist. Hat es vor der Landtagswahl Kontakte von Nilius oder Jansen zum Spiegel gegeben? Wir haben diese Frage auch im internen Gespräch gestellt. Sie wurde eindeutig verneint. Welche Erklärung haben Sie für die Existenz eines Fotos, das angeblich in Genf an Barschel übergeben werden sollte und das Pfeiffer zusammen mit Jansen zeigen soll. Im Augenblick würde ich wetten, daß es ein solches Foto überhaupt nicht gibt, es sei denn, als Fälschung. Ich glauben, daß mit allen Mitteln, die durchaus der kriminellen Energie der CDU im Wahlkampf entsprechen, jetzt eine Desinformationskampagne gegen uns gestartet wird, daß eine Vielzahl von Fälschungen auf den Markt kommen. Fälschungen im Sinne von falscher Information? In diesem Fall auch ein möglicherweise gefälschtes Bild, das es vermutlich überhaupt nicht gibt, das aber, ohne daß es irgend jemand gesehen hat, in der öffentlichen Diskussion eine gewichtige Rolle spielt. Interview: Martin Kempe