15.000 demonstrierten an der Grünen Linie in Beirut

Beirut (taz) - Nahezu 15.000 Menschen in beiden Sektoren der seit zwölf Jahren geteilten libanesischen Hauptstadt folgten gestern dem Demonstrationsaufruf des Gewerkschaftsdachverbandes CGTL. Auch in Saida im Süden und Baalbek im Osten des Landes fanden gestern nachmittag Demonstrationen statt. Die CGTL, die einzige Organisation, die in allen Landesteilen des kriegsgeschüttelten Libanon aktiv ist, hat beim Nationalkongreß Ende September einen Aktionsplan gegen die Unfähigkeit der libanesischen Regierung verabschiedet. Der besondere Charme der Beiruter Demo lag zweifellos in der Wahl des Veranstaltungsorts, der trennenden Grünen Linie, die an normalen Tagen von Armee und Milizen beherrscht wird. Die aus Ost und West aufeinander zuziehenden Demoblöcke, rote Fahnen aus dem Westen und die rot–weiß– grünen Zedernflaggen aus dem Osten, konnten hinter all den kämpferischen Parolen die Unsicherheit angesichts dieser Vereinigung im libanesischen Niemandsland kaum verbergen. Und es besteht kaum Hoffnung, daß die angesichts des auf 20 US–Dollar im Monat gesunkenen Mindestlohns verzweifelten Arbeiter wirksam etwas gegen die katastrophale wirtschaftliche Situation unternehmen können. Dennoch war das Happening vom Donnerstag ein Zeichen, daß im Libanon nicht alles verloren ist, das die Teilnehmer im Moment des Treffens zu Tränen rührte. pe