Pestizidlager in Flammen

■ Düsseldorfer Feuerwehr hatte keine Informationen über die Chemikalien / Giftiges Löschwasser floß in die Kanalisation / Giftwolke vom Föhn „verwirbelt“

Düsseldorf (dpa/taz) - Bei einem Großfeuer in einem Chemikalienlager im Düsseldorfer Stadtteil Rath sind am Samstag abend tonnenweise hochgiftige Pflanzenschutz– und Insektenvertilgungsmittel verbrannt. Ein „Sondereinsatzstab“ von Feuerwehr, Polizei, Medizinern, Chemikern und Umweltschutzexperten löste nach Ausbruch des Feuers Giftalarm für den Norden der nordrhein–westfälischen Landeshauptstadt und die umliegendenden Gemeinden Ratingen und Heiligenhaus aus, der Sonntag morgen aufgehoben wurde. Die Einsatzkräfte hatten das Feuer nach drei Stunden unter Kontrolle. Mehr als zwei Stunden lang wußten die Feuerwehrleute nicht, welche Chemikalien in den Hallen und vor den Toren gelagert waren. Der Einsatzleitung lagen keine Firmeninformationen über die Inhaltsstoffe vor. Erst nach Aufrufen in Funk und Fernsehen meldeten sich Firmenvertreter und lieferten Informationen über die Pestizide.Über das Ausmaß der Schäden herrscht noch Unklarheit. Das hochgiftige Löschwasser wurde zum Teil aufgefangen, zum Teil gelangte es in die Kanalisation. Die Gifte sollen angeblich in der Kläranlage ausgefiltert werden. Von Seiten der Feuerwehr hieß es, daß „tausende Liter“ Löschwasser versickerten oder in die Kanalisation flossen. Die Giftwolke, die bei dem Feuer entstand, konnte dank der günstigen Windverhältnisse keinen größeren Schaden anrichten. Fortsetzung auf Seite 2 Sie sei von den „herrschenden Föhn–Winden relativ schnell in der Luft verwirbelt“ worden, be richten die Nachrichtenagenturen. Dennoch wurde die Bevölkerung in den angrenzenden Stadtteilen aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Die Ursache des Brandes konnte zunächst nicht festgestellt werden. Das Feuer war gegen 18.20 Uhr ausgebrochen und konnte gegen Mitternacht vollständig gelöscht werden. Der Schaden geht in die Millionen. Umweltminister Töpfer sieht sich durch den Großbrand bestätigt: In einer Stellungnahme aus dem Umweltministerium heißt es, der Unfall zeige die Notwendigkeit der von Töpfer in die Wege geleiteten Verschärfung der Störfall–Verordnung. Töpfer verwies auf die Ahnungslosigkeit der Feuerwehr gegenüber den Chemikalien, die sich in den Lagerhallen befanden. In der Novelle der Störfall–Verordnung sei vorgesehen, daß die Unternehmen aktuelle Listen der gelagerten Stoffe vorlegen. Die Novelle sei gegenwärtig in der Endabstimmung der Ressorts.