Umstrittener offizieller Besuch einer Grünen–Delegation in Israel

■ Offizielle Einladung des israelischen Außenministeriums / Gespräch mit Chaim Herzog / Kritik aus den eigenen Reihen in Bonn: die offizielle Tour belastet Verhältnis zu Oppositionskreisen

Tel Aviv/Berlin (taz) - Zum ersten Mal ist am Sonntag offiziell auf Einladung der israelischen Regierung eine Delegation der grünen Bundestagsfraktion in Israel eingetroffen. Am Montag trafen die Abgeordneten Schily, Schoppe und Wetzel mit Staatspräsident Herzog zusammen, der die Grünen während seines letzten Besuchs in der Bundesrepublik eingeladen hatte. Als offizielle Gäste des israelischen Außenministeriums gab es nach Ankunft der Delegation erste einführende Gespräche mit dem Generaldirektor des Außenministeriums, Dr. Beilin, in Jerusalem. Am Montag morgen besuchten die Abgeordneten die jüdische Gedenkstätte „Jad Vaschem“. Im Laufe der Woche sind weitere Gespräche mit hohen Beamten des Außenministeriums geplant, sowie ein Besuch in der Knesset und ein Treffen mit dem Vizevorsitzenden der Knesset. Für den heutigen Tag ist ein Frühstück mit „peace now“– Vertretern vorgesehen, gefolgt von einem Gespräch mit Uri Avneri von der progressiven Friedensliste und dem liberalen Knessetmitglied Mordechai Wirschuvski. Für Mittwoch ist eine Unterhaltung mit dem Herausgeber von Haaretz, Gershom Schocken, und ein Gespräch mit Reservegeneral Arieh Schalev vom „Institut für Strategische Studien“ angesetzt. Schalev gilt als Spezialist für die besetzten Gebiete. Donnerstag ist ein privater Besuch im Kibbuz geplant und Freitag findet abschließend eine Pressekonferenz statt. Der gegenwärtige Besuch der Grünen in Israel dient der Verbesserung der Beziehungen zwischen den Grünen und der israelischen Regierung und kann als Gegenreise zu einer grünen Delegation verstanden werden, die vor drei Jahren eine Nahostvisite gemacht hatte, in derem Rahmen u.a. auch Israel besucht wurde. Die Mitglieder der damaligen Delegation hatten scharfe Kritik an der israelischen Außenpolitik in der Region geübt, was zu heftigen Auseinandersetzungen in Israel und auch in der Bundesrepublik geführt hatte. Die jetzige Delegationsreise der Grünen findet jedoch ebenfalls keine einhellige Unterstützung in Fraktion und Partei. Jürgen Maier, Bundesvorstandsmitglied der Grünen, sorgt sich angesichts der jetzigen Fraktionsreise um die grünen Kontakte, die zu verschiedenen politischen Gruppen in der Nahostregion bestehen. Maier zur taz: „Durch die Tatsache, daß Fraktionsmitglieder sich von der israelischen Regierung einladen lassen, wird das Verhältnis der Grünen zur israelischen Opposition und palästinensischen Gruppen innerhalb und außerhalb Israels sehr belastet.“ A.W./G.G.