: Käsbrot im Wind
■ Besuch in Bonn: Globus erweitert Horizont / Füller weg / Frau Mitterrand nimmt Porzellan mit
Bonn (ap) - „Ein glücklicher Tag“ schmunzelte Bundespräsident Richard von Weizsäcker und ging dem französischen Staatspräsidenten Francois Mitterrand freudig entgegen. Pünktlich trafen Mitterrand und Ehefrau Danielle am Montagvormittag vor der Villa Hammerschmidt zum ersten Staatsbesuch in der Bundesrepublik ein. 15 „Weiße Mäuse“ der Polizeieskorte, Nationalhymnen, Händeschütteln und Plauderein mit geladenen Gästen entlang des „roten Teppichs“ bei strahlendem Sonnenschein und frischem Wind wurden beobachtet. Im Park des Bundespräsidenten standen die dunkelroten Rosen in voller Blüte. Mitterrand nahm von einer Schülerin sogar eine Lachs–Rose als Geschenk an. Ein Bonner Gymnasiast überreichte dem Staatsgast einen frischen Brotlaib aus deutschen Landen. Bemerkung des Bundespräsidenten: „Die Franzosen haben den Käse, wir das Brot“. Freifrau Marianne von Weizsäcker und Madame Mitterrand traten sozusagen im „Partnerlook“ auf. Beide trugen eine Bluse mit großer gebundener Schleife. Zum Besuchsauftakt wurden wertvolle Geschenke ausgetauscht. Mitterrand brachte einen „riesigen Globus“, ganz in weiß. Der Bundespräsident bedankte sich diplomatisch: „Das wird unseren Horizont erweitern.“ Danielle Mitterrand nimmt zwei Porzellanfiguren mit nach Paris. Überraschung vor dem Gästebuch: Der Füllfederhalter, der sonst auf dem Tisch liegt, war verschwunden. Mitterrand zuckte - ohne verlegen zu werden - seine eigene Feder und signierte in königsblauer Tinte. Beim anschließenden Mahl wurden serviert: Salat in Langustinos und Seezunge mit Sellerie, Terrine von Flußkrebsen, Rehkraftbrühe mit Portwein, Medaillons von Taubenbrust, Gänselebersauce und Spinattimbale. Zum Nachtisch gab es Walderdbeeren und Mangospeisen mit Passionsfruchtsorbet in der Krokantschale. Zu den Gästen zählten die Tänzerin Ute Lemper, Professor Rolf Liebermann und der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger. Joe F. Bodenstein FORTSETZUNG VON SEITE 1
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen