I N T E R V I E W Sie wird den Kopf nicht beugen

■ Franca Magnani, Korrespondentin in Rom für den Bayerischen Rundfunk und ausgezeichnet mit dem Fritz–Sänger–Preis für mutigen Journalismus, zu ihrer fristlosen Kündigung durch den Chefredaktuer Wolf Feller

taz: Die Spannungen zwischen Feller und Ihnen sind ja bekannt. Wie kam es zur letzten Eskalation? Franca Magnani: Im Kündigungsschreiben vom vergangenen Freitag stehen mehrere Gründe: die Elektronisierung und damit Einsparung von Arbeitsplätzen; das stimmt als Faktum, nur: wieso behalten sie einen Kollegen, der wesentlich später als ich angestellt wurde? Nach italienischem Recht ist das eine mehr als dubiose Entscheidung. Zweiter Teil: Ich hätte mich geweigert, „Vergleichen“ zuzustimmen, die „alle offenen Fragen erledigen“. Stimmt das?. Das stimmt. Ich weigere mich, die Frage der ausstehenden Gehälter - der eine Teil - mit der arbeitsrechtlichen Diskriminierung zu vermengen. Sonst siehts ja aus, als hätte ich mir mein Recht mit Geld abkaufen lassen. Worin besteht die Diskriminierung? Schon seit Jahren haben die versucht, mich ständig weiter einzuschränken. Ursprünglich habe ich, wie es auch aus meinen Verträgen hervorgeht, für die gesamte ARD berichtet... Studio Rom war ja für die ARD da, wenngleich vom BR getragen... ..und plötzlich hieß es, daß ich künftig nur noch für sechs BR–Redaktionen zu arbeiten hätte, und für die ARD, Tagesschau und Weltspiegel also, nur noch in Ausnahmefällen und nur nach Bestimmung der BR–Leitung. So wars dann auch. Ich sollte Features machen, keine aktuelle Berichterstattung mehr. Weitere Gründe? Der neue Studioleiter Metzger sieht sich „außerstande, weiter mit mir zusammenzuarbeiten“, wegen einer Bemerkung, die ich ihm gegenüber gemacht habe: Ich hatte ihm vorgeworfen, einer neu angestellten Kollegin verboten zu haben, mich gewerkschaftlich zu vertreten. Das hat er auch. Weiter? Vorvergangene Woche war ich in Mailand zu Aufnahmen für eine längere Sendung fürs dritte Programm, nach langer Zeit wieder mal. Da kam ein Anruf, ich muß sofort zurück, Herr Feller kommt nach Rom, will mich um 18 Uhr im Studio sprechen. Meine Einwände, daß mir hier seit langem beantragte wichtige Termine platzen, zählten nicht. Also bin ich zurück, mit viel Mühe, denn es war Piloten– und Bahnstreik. Dann habe ich, vor Zeugen, Herrn Feller angerufen und ihm gesagt, daß ich über die prozessualen Dinge nur in Anwesenheit meines Rechtsanwalts mit ihm reden darf, aber ansonsten zu einem Vieraugengespräch im Cafe Greco bereit sei. Das wollte er aber nicht. Dann bin ich doch noch ins Studio gefahren, kam dort gegen 18.30 Uhr an, doch weder Feller noch Metzger waren da. Eine Woche danach bekam ich nun die fristlose Kündigung. Es gibt ja einen berühmt gewordenen Spruch aus der Anfangszeit Fellers in Rom Ihnen gegenüber: Sie werden noch den Kopf vor mir beugen. Werden Sie? Ich hab ihm damals gesagt, es gibt viele Leute, vor denen ich mich verneige. Aber vor Ihnen werde ich den Kopf niemals beugen. Das werde ich natürlich auch nicht. Ich werde auch jetzt prozessual gegen den Bayerischen Rundfunk vorgehen. Inzwischen werde ich als freie Mitarbeiterin für Rundfunk und Fernsehen arbeiten. Das Interview führte Werner Raith