Uran aus Südafrika lagert in Lingen

■ Die Firma „Braunkohle - Reederei und Spedition GmbH“ besorgt die Verschiffung in die USA / Zeitpunkt des Transports noch unklar / Brennstoff für RWE–Atomkraftwerke läuft auch über die UdSSR und Großbritannien

Bonn (taz) - Wo „Braunkohle“ drauf steht, muß nicht immer welche drin sein. Die Firma „Braunkohle - Reederei und Spedition GmbH“ ist der Transporteur von südafrikanischem Uran, das vom Rheinisch–Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE) in seinen Atomkraftwerken eingesetzt werden soll. Derzeit wird das Uran in Form von Uranhexafluorid in Lingen zwischengelagert und versandfertig gemacht. Es soll, wie berichtet, in die USA verschifft, dort zu Urantabletten verarbeitet und anschließend wieder zurück in die BRD gebracht werden. Die taz hatte am 14. Oktober die verschlungenen Wege des Urans von seinem Ursprungsland Südafrika bis ins RWE–AKW nachgezeichnet. Offen war nur noch die Frage, wo das in der UdSSR angereicherte und in Großbritannien weiterverarbeitete nukleare Brennmaterial derzeit gelagert wird und welche Firma für den Transport zuständig ist. Die Siemens–Tochter „Advanced Nuclear Fuels Corporation“ (ANF), die in Richland/USA den Brennstoff zu Uran–Tabletten verarbeitet, besitzt in Lingen eine Niederlassung. Dort warten etwa 60 Fässer mit radioaktivem Material auf den Weitertransport in die USA. Die ANF–Verantwortlichen in Lingen wollten zu der Frage, ob das Uran ursprünglich aus Südafrika stamme, nicht Stellung nehmen. Als Auftraggeber der Zwi schenlagerung nannten sie die „Braunkohle–Spedition“ in Wesseling. Deren Geschäftsführer Ziesler ist über das umstrittene Uran–Geschäft glänzend informiert: Ungefragt verweist Ziesler auf eine Anfrage der Grünen–Abgeordneten Eid im Bundestag. Staatssekretär Riedl aus dem Wirtschaftsministerium hatte sie beantwortet, dabei die Rechtmä ßigkeit „eines Antrags auf Genehmigung der Ausfuhr von Uranhexafluorid in die USA“ bestätigt, aber das Ursprungsland Südafrika ignoriert. Ziesler sieht im Transport des Urans einen ganz normalen Vorgang. Das Herkunftsland macht ihm keine Probleme. Unklar ist noch, wann das Uranhexafluorid verschifft wird. Der ANF–Manager Malody hatte in einer eidesstattlichen Erklärung „an oder um den 15. Oktober“ als Termin genannt. In dieser Erklärung, die in den USA bei der Ein– und Ausfuhr von Uran vorgeschrieben ist, hatte Malody als Ursprungsland des Urans Südafrika angegeben. Insgesamt geht es um 167 Tonnen Uran. 20 Tonnen sollen jetzt verschifft werden. Helmut Lascheid/–man