Ehrenwort auf Halbmast

■ Zimmermann, der Meister im Aussitzen, ordnet Staatstrauer für Barschel, den Meister des Ausbadens, an

Daß der unheimlich straighte Abgang des schleswig–holsteinischen Ministerpräsidenten wirklich einen neuen Trend setzt in der Erledigung politischer (Un)Fälle - nicht mehr Aussitzen oder Ausschwitzen, sondern Ausbaden -, ist nach der gestrigen Attacke des Bundesinnenministeriums in weite Ferne gerückt: Friedrich Zimmermann hat anläßlich der Trauerfeier im Lübecker Dom die Trauerbeflaggung für alle Behörden und Dienststellen angeordnet. Mit dem bundesweiten Halbmast setzt der Minister unübersehbare Zeichen: gegen das radikale, konsequente Ausbaden, für das Drehen, Winden, Meineideln und geiles Kleben am Chefsessel. Daß man den windigsten Eid aussitzen und noch in die spitzesten Spitzen der Macht vorstoßen kann - auf dieser Schleimspur der Politik gebührt keinem anderen als Zimmermann selbst die Vorreiterrolle. Seine Staatstrauer um den Ausbade– Meister Barschel kommt somiteiner Selbstbeweihräucherung gleich: statt öffentlicher Freude über einen, der endlich einmal Verantwortung übernimmt und politische Kultur demonstriert, verordnete Krokodilstränen über einen traurigen Versager. Deshalb werden wir auch nicht erleben, wie die Stoltenbergs, Strauß und Filbingers am Barschel–Grab mit einem entschlossenen „Uwe, wir baden weiter!“ kondolieren. Statt dessen wirds das alte Lied geben: „...in keinem Flick uns trennen noch von Brauchitsch.“ mbr Siehe auch Seite 2