Verquere Welt

■ Zur Verhaftung von Katharina de Fries

Die Bundesanwaltschaft weiß von nichts, hat, und das wird fast flehentlich betont, nichts damit zu tun und auch überhaupt keinerlei Interesse an Katharina de Fries. Der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Prechtel, wird wirklich ungewohnt deutlich. In der Tat: Die Verhaftung der taz–Mitarbeiterin kommt zu einem Zeitpunkt, der schlechter überhaupt nicht gewählt sein konnte. Seit Wochen schon trommeln Verfassungsschutz und Bundesanwaltschaft auf verschiedenen Instrumenten erfolglos „ihren“ Beitrag zur Diskussion um Wege des Ausstiegs aus der RAF–Geisterbahn und die Möglichkeiten, Milde gegenüber einstigen RAF–Angehörigen walten zu lassen. Ausgerechnet jetzt, wo erstmals im politisch–parlamentarischen Raum, zuletzt durch die grüne Initiative einer Anfrage zum Herbst 1977, eine Diskussion über die Bleierne Zeit beginnt, kommt ein solcher „Querschläger“. Dabei ist Katharina de Fries langjährige taz–Mitarbeit ausreichend Beleg dafür, daß sie längst aus terroristischen Zusammenhängen ausgestiegen ist. Sie lebte seit Jahren legal in Frankreich. Wer ist nun verantwortlich für das plötzliche Auslieferungsersuchen und ihre erneute Verhaftung sieben Jahre „danach“? Niemand wills gewesen sein. Selbst die Berliner Justiz versucht sich rauszureden und verweist auf die Bundesregierung. Trotzdem ist es das Zusammenspiel der Berliner Justiz ausgerechnet mit zwei FDP–Bundesministerien, dem Auswärtigen Amt und dem Justizministerium, das zu Katharina de Fries Verhaftung geführt hat. Es ist anachronistisch, aber man muß zur Zeit wohl Engelhard und Genscher auffordern, sich bei Rebmann zu erkundigen, was die Zeichen der Zeit sind. Eine fatal verquere Welt. Max Thomas Mehr