Und Trotzki?

■ Gorbatschow will Altbolschewiken rehabilitieren

Die Gestalten der Revolution werden bald wieder respektabel sein. Mit der Rehabilitierung der führenden Bolschewiki, die in den Schauprozessen ab 1936 „gestanden“, der „Konterrevolution gedient“ zu haben, wird eines der sch zur Frage nach den Grenzen der Tilgung der „weißen Flecken aus der Geschichte“ (Gorbatschow) führen. Noch ist die Rede Gorbatschows nicht gehalten, doch schon deuten sich die Kompromißlinien an. Der Grund für die Ausklammerung des „Alten“ könnte sein, daß er für Gorbatschow - noch - gefährlich werden kann. Wer um das Gewicht des Vorwurfs des „Trotzkismus“ in der UdSSR weiß, kann abschätzen, daß Gorbatschows Gegner zu diesem gefährlichen „Argument“ greifen könnten, um den Reformkurs zu torpedieren. Daher ist die Rehabilitierung der Altbolschewiki ein erster Schritt auf dem richtigen Weg. Will Gorbatschow aber wirklich erreichen, daß die Auseinandersetzung mit Geschichte neue Perspektiven eröffnet, wird der „weiße Fleck Trotzki“ nicht lange bestehen dürfen. Wer mit Tabus aufräumen will, darf nicht auf halbem Wege stehenbleiben. Die Begründung der Rehabilitierungen wird zeigen, ob die Rückeroberung der ganzen Geschichte gelingt. Auch die - später verfolgten - Anarchisten, Sozialrevolutionäre und Menschewiki waren Teil der Bewegung, die in die Oktoberrevolution mündete. Erich Rathfelder