Zerreißprobe

■ Vertrag für die Hafenstraße

Jetzt sitzt der Hamburgs Erster Bürgermeister in der Klemme, und seine Partei steht vor einer Zerreißprobe. Da ist auf der einen Seite das reaktionäre SPD–Spektrum, das innerparteilich über eine Mehrheit verfügt und genau wie die CDU–Opposition am liebsten die gesamte Häuserzeile am Hafenrand niederwalzen und die jetzigen Bewohner in die verschiedenen Knäste und Anstalten verteilen möchte. Und da sind auf der anderen Seite bürgerlich–liberale Kreise, die wie viele Organisationen aus der Linken eine Räumung mit den zu erwartenden blutigen Folgen auf jeden Fall vermeiden möchten. Zudem hat Doch dem bestangezogensten Politiker dieser Republik bleibt nun keine andere Wahl, als weiterzuverhandeln, auch wenn er für Bild und CDU dabei sein Gesicht verliert. Die Polizeistrategen sollten ihm und noch viel mehr der Betonfraktion seiner eigenen Partei klarmachen, wie die Folgen der Räumung aussehen könnten. Welchen Schaden das Image der sich den sozialen Bewegungen anbiedernden SPD dabei nehmen könnte, steht noch auf einem ganz anderen Blatt - das könnten ihm vielleicht die Jusos erklären. Dohnanyi muß jetzt das Versprechen einhalten, das er nach dem Scheitern des Reemtsma– Vorschlages gegeben hat: In Verhandlungsgesprächen zu einer Lösung zu finden. Dafür muß er sich mit der Hafenstraße an einen Tisch setzen. Axel Kintzinger