Herbstsignale

■ Zur vorzeitigen Entlassung zweier Ex–RAFler

Ausgerechnet die Bundesanwaltschaft beantragte die vorzeitige Entlassung von Wackernagel und Schneider. Seit längerem schon sucht gleich eine ganze Heerschar von BKA– und Verfassungsschutz–Leuten nach Möglichkeiten, ausgestiegenen aber noch illegal lebenden RAFlern die Rückkehr in die Gesellschaft zu ermöglichen. Nicht, daß man einsichtige und reuige Mörder straffrei ausgehen lassen will, aber für viele ließe sich auch nach Ansicht der Strafverfolger eine akzeptable Brücke zurück in die Legalität bauen. Darüberhinaus wird jetzt auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene erstmals ein Dialogversuch mit allen inhaftierten RAF–lern angestrebt. Bundesjustizminister Engelhard hat sogar sein prinzipielles Einverständnis dafür signalisiert. Ausgerechnet in einer solchen Situation wird Katharina de Fries auf Veranlassung eines Berliner Gerichts und mit Unterstützung der Bundesregierung in Auslieferungshaft genommen. Sie war einmal vor vielen Jahren - wenn überhaupt - Randfigur in der Berliner Stadtguerilla–Szene. Vorgeworfen wird ihr ein vor acht Jahren verübter Überfall auf einen Geldboten, mit Schreckschuß–Pistole wohlgemerkt. Eine Bagatelle. Sollte es zu ihrer Auslieferung kommen, dann wird niemand mehr - weder im Knast noch draußen - auch nur einen Grund für weitere Gespräche sehen. Wackernagels und Schneiders Entlassung sind ermutigende politische Signale, aber am Fall Katharina de Fries wird sich zeigen, ob ernst gemacht wird mit einem politischen Diskurs und innerer Entspannung. Ist sie erst einmal ausgeliefert, dann ist alles andere politisch–strategisch gesehen umsonst gewesen. Max Th. Mehr