„Gespenstiger Vorgang“ um die Maxhütte

■ Bayerischer Ministerrat will heute über Maxhütte–Pleite entscheiden / Der „Bankrotteur“ Klöckner peilt Rückkehr an

Von Bernd Siegler

Heute will sich die bayerische Ministerrunde zu Beschlüssen zum Thema Maxhütte aufraffen. Ob damit die allmonatlichen Schlagzeilen der Oberpfälzer Presse - „Auch x Monate nach dem Konkurs noch keine Rettung in Sicht“ - ein für die rund 3.500 Stahlwerker positives Ende haben werden, darf bezweifelt werden. Modelle mit letztendlich maximal 1.500 Arbeitsplätzen unter der Federführung von Krupp, Thyssen, Saarstahl, Lechwerke und dem ehemaligen Maxhütte–Mehrheitsgesellschafter Klöckner zeichnen sich ab. Schon einmal im Juli hatte sich die bayerische Ministerrunde auf ein Modell zur Sanierung der Maxhütte festgelegt. Favorisiert wurde dabei die Variante des Züricher Gutachterbüros Hajek. Danach sollte die Maxhütte zu einem Mini–Elektrostahlwerk mit letztendlich 950 oder 1.015 Beschäftigten „gesundschrumpfen“. Auch nach der Entscheidung für die Hajek–Variante, laut Betriebsrat „der Totenschein für die Maxhütte“, blieb das Stahlwerk bis heute beliebter Gegenstand von Spekulationen. Ein Geschäft mit der DDR, Ankauf von Schrott und Verkauf von Edelmetall, wurde zunächst von Ministerialbeamten als „bestechender Gedanke“ gefeiert, dann vom Wirtschaftsministerium als „wilde Spekulation ohne Substanz“ abgetan. Auch einen Vorschlag, erarbeitet vom ehemaligen Maxhütte– Vorstand zusammen mit dem Konkursverwalter, lehnte Jaumann ab. Er rechtfertigte seine Radikalkur vor allem mit dem Argument, daß die derzeitige Maxhütte in Konkurs mit etwa 3.600 Beschäftigten ein monatliches Minus von 7,6 Millionen DM einfährt. Betriebsrat Schäffer fand dies eine „Unverschämtheit“. Selbst der Konkursverwalter hatte bestätigt, daß die Maxhütte zwar mit 533 Milionen DM überschuldet sei, jedoch mit einem monatlichen Umsatz von derzeit 50 Millionen DM ein betriebswirtschaftliches Ergebnis von plus/minus Null erziele. Nach Verhandlungsrunden vom Wochenende rückt ein Engagement von Unternehmen der sogenannten „Nordschiene“ näher, die bisher eine Absichtserklärung für den Erhalt des Stahlstandortes abgegeben hatten. Thyssen Edelstahl, Thyssen Stahl, Krupp Stahl, Klöckner Stahl, Saarstahl–Völklingen und die Lechstahlwerke wollen mit 51 Prozent bei einer „Maxhütte neu“ einsteigen. Den Rest von etwa 50 Millionen DM will der Freistaat Bayern übernehmen. Das Stammwerk der Maxhütte soll demnach 950 Beschäftigte umfassen. Das Rohrwerk in Sulzbach–Rosenberg mit dann 600 Beschäftigten will sich die Maxhütte mit 49, die Mannesmann Röhrenwerke AG mit 25 und der Nürnberger Stahlhändler Kühnlein mit 26 Prozent teilen. Das Werk in Haidhof soll geschlossen werden. Die mögliche Rückkehr des ehemaligen Maxhütte–Mehrheitsgesellschafters Klöckner bezeichnet der SPD–Bundestagsabgeordnete Sieler als „gespenstischen Vorgang“. Ausgerechnet der „Bankrotteur, der zur Sanierung seiner norddeutschen Zweigbetriebe den Oberpfälzer Stahlstandort bis aufs Gerippe ausgesogen“ habe, soll nun wieder mitmischen. Selbst Wirtschaftsminister Jaumann hatte kurz nach dem Konkurs Klöckner zum Buhmann der Maxhütte– Pleite abgestempelt, der Subventionen des Freistaats zur eigenen Sanierung verwendet und Stahlquoten der Maxhütte in die eigenen Werke nach Norddeutschland verlagert habe.