Kabale in Kiel

■ Post, Polizei und Parteizeugen nehmen den Barschel–Untersuchungsausschuß immer weniger ernst

Aus Kiel J.Feldner/H. Fenner

Nun läßt es sich auch Bundespostminister Schwarz–Schilling nicht nehmen, die Arbeit des parlamentarischen Untersuchungsausschusses in der Barschel–Affäre zu behindern. Postbeamte, die über Uhrzeit und Dauer von Telefonanrufen aus Barschels Dienstlimousine Bescheid wissen, bekommen keine Aussagegenehmigung, ließ er gestern ausrichten. Eine regierungsfreundliche Auffassung seiner Zeugenpflichten bewies gestern morgen der Polizeibeamte Burmeister. Der ehemalige Personenschützer Barschels, „dienstlich“ (so er selbst) unter den Zuhörern sitzend, hörte sich an, daß man ihn und seine Kollegen am Nachmittag ein zweites Mal wegen der Telefonzeiten vernehmen wolle. Nur SPD–Obmann Börnsen entdeckte ihn und er konnte gerade noch rechtzeitig rausgeschickt werden. „In Ordnung“ findet es der ehemalige Geschäftsführer des CDU– Kreisverbandes Dithmarschen, Klaus Thiessen, daß während des Bundestagswahlkampfes Ahrendsen und Pfeiffer bei ihm anriefen, um ihn für Unterschriften unter Leserbriefe oder Artikel zu gewinnen. Als Pfeiffer ihn dann auch bat, seinen Namen für die Steuerdenunziation gegen Engholm herzugeben, habe er sich „Bedenkzeit erbeten“ und abgelehnt. Er entschuldigt alles mit „Wahlkampfhektik“. Wie ein Aal wand sich CDU– Fraktionsvorsitzender Klaus Kribben bei Fragen, wann er und seine Partei Barschel denn endgültig fallen gelassen hätten. Es muß am 6. Oktober gewesen sein. Da ließ Kribben Barschel in die Ferien fahren, obwohl er wußte, daß Finanzminister Asmussen den zurückgetretenen Ministerpräsidenten am 7. Oktober vor dem Untersuchungsausschuß schwer belasten würde. Bei dieser letzten Begegnung belog Barschel seinen Fraktionschef: Er fliege nach Sizilien und sei dort erreichbar. Er flog nach Gran Canaria und war dort nicht erreichbar.