Schweigemarsch für die toten Kollegen

■ Vertreter sämtlicher Fraktionen des hessischen Landtages nahmen am Trauerzug der PolizeibeamtInnen in Frankfurt teil

Frankfurt (taz) -Der lange Trauerzug, ein Schweigemarsch mit Fackelträgern, formierte sich am Polizeipräsidium. Rund 6.000 - meist uniformierte - Beamtinnen und Beamte zogen am Dienstag abend zum Gedenken an ihre toten Kollegen Eichhöfer und Schwalm durch die Innenstadt. Ministerpräsident Walter Wallmann und der Frankfurter Oberbürgermeister Brück führten den Zug zur Paulskirche an. Gegen 19 Uhr ging als erster der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Hansgeorg Koppmann, ans Rednerpult. Er dankte allen Fraktionen des Landtages für die Teilnahme an dem Schweigemarsch. In den Zug hatten sich die grünen Abgeordneten Iris Blaul, Fritz Hertle, Priska Hinz, Rupert von Plottnitz und Joschka Fischer u. a. eingereiht. Koppmann beklagte eine Eskalation der Gewalt, in der sich die Gesellschaft längst an „Mollis und Stahlkugeln“ bei Demonstrationen gewöhnt habe. Es sei jetzt die „Zeit zum Nachdenken und Innehalten“. Er setze seine Hoffnung auf diese „Zeit des Innehaltens und Nachdenken“ und auf ein „politisches Klima, das den Mord an Polizisten in Zukunft unmöglich macht“. Hessens Ministerpräsident Walter Wallmann dankte in seiner kurzen Rede den Polizeibeamten für ihren täglichen Einsatz, der von der Mehrheit der Bürger begrüßt werde. Er provozierte die ersten zornigen Zwischenrufe und Pfiffe: „Wallmann, das war zu wenig!“ Den Zorn der Polizisten bekam wenig später der hessische Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Karl–Heinz Jungmann, zu spüren. Buhrufe und Pfiffe begleiteten seine ganze Rede. Seine Mahnungen zur Besonnenheit und vor Gewalt konterten Beamte: „Waren Sie schon mal da draußen an der Startbahn?“ Und: „Gewaltfreiheit? Die erleben wir jeden Sonntag!“ Und: „Wieviele Särge wollt ihr denn noch tragen!“ Ein Zwischenrufer forderte: „Die sollen mal sagen, daß wir uns im Krieg befinden!“ Noch lange nach der Demonstration diskutierten dann auf dem Paulsplatz erregte Grüppchen miteinander. Heide Platen FORTSETZUNG VON SEITE 1