Turnschuhe neben Nadelstreifen

■ Kongreß für alternative und etablierte Wirtschaftsunternehmen in Hamburg / Der angestrebte Dialog blieb aus

Von Michael Dutschke

Einen anspruchsvollen Titel hatte man sich für die Tagung ausgedacht, die vergangene Woche in Hamburg über die Bühne ging: „Menschen machen Wirtschaft - Menschen schaffen Arbeit“. „Alternative“ wie „etablierte“ Unternehmen waren geladen zur gemeinsamen Anstrengung für eine Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Der gewünschte Effekt blieb indes erstmal aus. Immerhin war es der Veranstalterin, der „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Partnerschaft in der Wirtschaft“ (AGP), erstmalig gelungen, Selbsthilfebetriebe und Industrielle unter einem Dach und an gemeinsamen Diskussionstischen zu versammeln. Auf einem dem „Markt der Möglichkeiten“ nachempfundenen Info– Markt wurden den Drägerwerken ebenso wie dem Zentrum für Frauenkooperativen, der Computerfirma Hewlett&Packard ebenso wie der Berliner Wuseltronik, alternativen Unternehmensberatungen ebenso wie dem Bundesverband Zeitarbeit Platz zur Selbstdarstellung eingeräumt. Hannes Dünnwald von der ebenfalls vertretenen Technologieberatungsstelle der IG Metall beispielsweise vermißte „politische Ansätze, Freizeitinitiativen wie Anti–Atomkraft–Gruppen“. Vermutlich machts die Beschränkung auf wirtschaftliche Fragen; nach anfänglichen Vorbehalten beiderseits (etwa: „Von Turnschuh–Unternehmen kann ich nichts lernen“) kamen doch einige Kontakte zwischen alternativen und konventionellen Unternehmen in Gang. Schwieriger gestaltete sich die Kommunikation zwischen Arbeitslosen und den um sie besorgten Funktionären aus Wirtschaft und Gesellschaft. Der selbstverwaltete Bereich, dies machte vor allem der Berliner Politologe Fritz Vilmar klar, bietet kaum Lösungsansätze zum Problem der Erwerbslosigkeit. Er unterscheidet sich wesentlich durch Art und Organisation der Arbeit. Die Chance, diese Definition mit Inhalt zu füllen, vertrat unter anderem Michael Grauvogel vom Bremer Netzwerk bei der Vorstellung eines Finanzierungs– und Beratungsmodells für selbstverwaltete Betriebe. Auf das Stichwort „ökologisch sinnvolle Produktion“ wartete das Publikum vergebens. Ansonsten stieß die gewerkschaftliche Forderung nach Umverteilung der Arbeit einmal mehr auf die der Unternehmer nach Lohnverzicht. Ein Dialog fand nicht statt. Eine erwerbslose Frau, die mit ihrer Initiative aus dem Saarland angereist war, machte ihrer Enttäuschung Luft: „Ich weiß gar nicht mehr, was das alles mit mir zu tun hat.“