Konservative kieloben

■ Knockout für die Minderheit der CDU–Aufklärer

Nur Bekanntes hat CDU–Obmann Trutz Graf Kerssenbrock in seiner Zwischenbilanz zur Arbeit des Kieler Untersuchungsausschusses zusammengetragen. Jeder Kenner der Materie weiß, daß mittlerweile nicht Pfeiffer widerlegt ist, sondern es „eine Indizienkette gibt, die gegen Barschel spricht, keine, die für ihn spricht“. Doch solche schlichten Wahrheiten sind in der CDU nicht gefragt. Der junge Graf beabsichtigte, die Schuld im wesentlichen auf Barschel abzuwälzen. Mit diesem Entlastungsangriff für Stoltenberg, dessen Rolle und politische Verantwortung umstritten ist, mag der karrierebewußte Adelige sich auch Beifall auf dem Landesparteitag am Samstag und einen Vorstandsposten versprochen haben. Doch Kerssenbrock hat die blinde Gefolgschaftstreue der CDU–Mitglieder für den toten Barschel unterschätzt. Die Mehrheit in der Führung und an der Basis will, daß nach Barschels Beerdigung nun über die gesamte Affäre Gras wächst. Anderes als die Neuwahlen zu verzögern und ihre Spitzenleute reinzuwaschen, hat die CDU nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Kerssenbrocks „lückenlose Aufklärung“ bedroht etliche Personen aus Barschels Seilschaft. So kann das Wutschnauben nicht verwundern. Hoffnungen, die Partei grabe sich durch ihre gnadenlosen Fußtritte gegen die Minderheit der CDU–Aufklärer wahltaktisch gesehen ein Grab, sind verfrüht. Spaltenweise werden die bürgerlichen Medien Kerssenbrock als Vorverurteiler und Leichenfledderer hinstellen. Petra Bornhöft