Pornographen gegen Emma

■ Wegen angeblicher Darstellung „qualifizierter Pornographie“ wird das Frauenmagazin Emma im süddeutschen Raum nicht ausgeliefert / Alice Schwarzer spricht von „Schulterschluß der Pornographen“

Berlin (taz) - Was zunächst wie ein Alleingang von vier bayerischen Grossisten aussah und wie eine süddeutsche Provinzposse begann, nimmt seit dieser Woche für die Frauenzeitschrift Emma ökonomisch immer bedrohlichere Ausmaße an: In einigen Städten ist das angeblich pornographische Novemberheft der Emma nur eingeschränkt, „unter dem Ladentisch“, im Handel, in anderen Regionen riefen Grossisten das Heft zurück, in Bayern wurde es erst gar nicht ausgeliefert. Jetzt bezichtigte sogar die eigene Vertriebsfirma der Emma, die Verlagsunion in Wiesbaden, das Heft der Darstellung „qualifizierter Pornographie“ und wertete seine Verbreitung als „grundsätzlich unstatthaft“. Damit wurden Händler und Grossisten noch mehr verunsichert. Ausgegangen war der versuchte Verkaufs– und Auslieferungsboykott Ende Oktober von den beiden Münchner Anwälten Dr. Auer und Dr. Kuner. Sie hatten Grossisten und Händlern empfohlen, die Emma nicht auszuliefern bzw. auszulegen, weil sie sich damit nach Paragraph 184 StGB, der die „harte Pornographie“ verbietet, strafbar machen könnten. Emma hatte im Rahmen ihrer Anti–Pornographie–Kampagne Artikel über die Arbeitssituation in der Pornoindustrie mit Abbildungen aus dem Hardcore–Pornobereich illu striert. Staalicherseits ist jedoch gegen das Novemberheft noch nichts unternommen worden: weder meldeten sich Staatsanwälte zu Wort noch liegt der erwähnten Bundesprüfstelle ein Antrag auf Indizierung vor. Ein juristischer Mitarbeiter wertete die Aktion der Grossisten als eine „Art Selbstschutzmaßnahme“ des Handels. Anders dagegen sieht es die Emma–Herausgeberin Alice Schwarzer: gegenüber der taz sprach sie von einem „Schulterschluß der Pornographen“, die über Druck auf den Zeitschriftenhandel die Emma ökonomisch treffen wollten. Gegen den eigenen Vertrieb will nun Emma mit juristischen Mitteln vorgehen. Der Grossistenanwalt Dr. Auer soll nach Information der Emma u.a. auch die Zeitschrift Penthouse vertreten, bei dem für Bahnhofsbuchhandlungen zuständigen Dr. Kuner handele es sich um einen Spezialisten für die Verteidigung pornographischer Schriften. Emma beruft sich dabei auf Informationen der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. Die Empfehlung an den Handel hat bezeichnenderweise besagter Dr. Kuner formuliert. „Die Kreise schließen sich“, meint dazu Alice Schwarzer und fügt etwas drastischer hinzu: „Die Wichser halten zusammen“. Helga Lukoschat