Keine Skins in Recklinghausen

■ Polizei fing die „Glatzen“ schon am Bahnhof ab / Riesige antifaschistische Gegendemo mit zahlreichen Festnahmen / Angespannte Stimmung in der verkaufsoffenen Innenstadt

Recklinghausen (taz) - Etwa 1.400 antifaschistische Demonstranten trafen sich am Samstag in Recklinghausen, um einer als „Deutschlandtreffen“ angekündigten Versammlung der neofaschistischen Skinheads zu begegnen. Unter der Parole „ein Volk steht auf, ein Sturm bricht los“ wollten die Skinheads vor dem Rathaus aufmarschieren. Während der Demonstrationszug, der von einem „Antifaschistischen Bündnis Recklinghausen“ organisiert worden war, durch die City zog, fing die Polizei, die mit etwa 1.500 uniformierten Damen und Herren präsent war, etliche glatzköpfige Schlägertrupps schon am Bahnhof ab und ließ sie erst gar nicht in die Stadt. Sei es, daß die Polizei meinte, die vorbereiteten Haftzellen unbedingt belegen zu müssen, oder daß ihre Toleranz unter dem Eindruck der Startbahnereignisse gegen Null tendierte, eine große Zahl von Demonstranten wurde im Laufe des Nachmittags wegen irgendwelcher Lappalien festgenommen. Der eine, weil er einen Polizisten beschimpfte, der andere, weil er eine Hakenkreuzfahne verbrennen wollte. Die Stimmung am geschäftsoffenen Samstag in der Recklinghausener City war äußerst angespannt. Der Demo war eine regelrechte Pressehetze gegen Skins und Gegendemonstranten vorausgegangen, die darin gipfelte, daß die SPD und CDU–Ratsfraktionen die Gegendemo als „die eigentliche Gefahr“ darstellten. Begegnen wollte man der roten „Gefahr“ durch eine Unzahl von Demo– Auflagen - wie z.B. dem Verbot des Kulturprogramms. Dieses durfte nicht stattfinden, wegen „der zu erwartenden Tätlichkeiten“ und dem „höher zu bewertenden Interesse an freien Straßen“. - Für ein Verbot der Skinhead–Versammlung, so war man sich im Rat der Stadt einig gewesen, gebe es „keine juristische Handhabe“.