IGM sucht Angestellte

■ Niedriger Organisationsgrad in Zukunftsindustrien / Vertrauensleutekonferenz der IG Metall in Frankfurt

Von Martin Kempe

Berlin (taz) - Die Industriegewerkschaft Metall möchte in ihrem Werben um neue Mitgliederschichten vor allem bei kaufmännischen und technischen Angestellten neue Umgangsformen entwickeln. Die bisherige Praxis der autoritär von der Führung vorstrukturierten Diskussion ist offenbar wenig geeignet, eine neue, selbstbewußte Mitgliederklientel an die Organisation heranzuführen. IG–Metall–Chef Franz Steinkühler jedenfalls forderte auf der 13. Vertrauensleutekonferenz der Industriegewerkschaft Metall am Wochenende in Frankfurt am Main eine „Öffnung für neue Umgangsformen und für erweiterte Gesprächsmöglichkeiten“. Die Kluft zwischen dem Vertretungsanspruch der Gewerkschaft für die Angestellten und deren gewerkschaftlicher Präsenz, so Franz Steinkühler, ist „unübersehbar groß“. Seit zehn Jahren, so ergänzte das für Angestelltenpolitik zuständige Vorstandsmitglied Siegfried Bleicher am Sonnabend, organisiere die IGM rund 390.000 Angestellte. In den großen Konzernen der elektrotechnischen oder elektronischen Datenverarbeitungsindustrie, etwa bei Siemens oder IBM, wo die Angestellten häufig weit mehr als die Hälfte der Belegschaft stellen, ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad entsprechend gering. Als unmittelbar anstehende Aufgaben nannte Franz Steinkühler die Tarifrunde im Metallhandwerk sowie in der Stahlindustrie. Die Gewerkschaft strebt auch hier - trotz derzeitig herrschender Krise - eine Arbeitszeitverkürzung auf 37 Wochenstunden an, die für die Metallindustrie ab April 1988 in zwei Stufen eingeführt wird. Die Umsetzung dieser Arbeitszeitverkürzung soll, so das für Tarifpolitik zuständige Vorstandsmitglied Klaus Zwickel, möglichst „alltagsnah“ stattfinden, also wöchentlich statt in Blockfreizeiten.