Startbahn: Ein weiterer Haftbefehl

■ Polizei fahndet nach 24jährigem Mörfeldener / Bundesanwaltschaft: „Gewolltes Zusammenwirken“

Berlin (ap/taz) - Wegen des dringenden Verdachts des gemeinsamen Polizistenmordes hat der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof Haftbefehl gegen den 24jährigen Frank H. aus Mörfelden–Walldorf erlassen. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe erklärte dazu am Dienstag, der Mann sei dringend verdächtig, zusammen mit dem in der vergangenen Woche verhafteten Andreas Eichler die Taten am 2. November an der Startbahn begangen zu haben. Der Haftbefehl sei bereits am 6.November erlassen worden, H. sei jedoch flüchtig. Nach dem bisherigen Ermittlungsergebnis sei zwar davon auszugehen, daß Eichler die Schüsse abgegeben habe, es bestehe jedoch der „dringende Verdacht“, „daß dies in bewußtem und gewolltem Zusammenwirken mit dem Beschuldigten H. geschehen ist“, hieß es dazu aus Karlsruhe. Der 24jährige H. habe sich in einem von ihm verfaßten Schreiben, das in seiner Wohnung gefunden wurde, zur Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes an der Startbahn gegen die Polizei bekannt. Damit sei, so der Sprecher des Ermittlungsrichters beim BGH, ausdrücklich der Kampf mit Pistolen gemeint. H. habe es in dem Papier für möglich gehalten, „die Startbahn zum Kippen zu bringen, wenn wir... Bullen töten“. Eichler soll sich nach diesen Ermittlungsergebnissen mit H. am Tatort aufgehalten haben und soll laut einer Fortsetzung auf Seite 2 jüngsten Agenturmeldung, von diesem die Tatwaffe erhalten haben - mit der Bitte, sie verschwinden zu lassen. In der neuesten Ausgabe des Stern wird der Frage nachgegangen, wie dicht der Staatsschutz an Eichler dran war. Nach Informationen der Hamburger Illustrierten wurde das Telephon Eichlers ab Mitte Oktober abgehört. Bestätigt wird im Stern auch die bereits vermeldete Vermutung, daß wenige Stunden vor dem Anschlag ein Anruf abgehört worden sei, in dem Eichler eine größere Aktion gegenüber einem noch Unbekannten am Telefon ankündigte. Ein sofort zu Eichler entsandtes Polizeikommando habe ihn jedoch nicht mehr angetroffen. Nach den Informationen des Stern bestreitet Eichler jedoch, der Mörder zu sein: „Ich habe nicht geschossen, irgendein Fremder hat mir auf der Demo den kompletten Rucksack in die Hand gedrückt“, wird seine polizeiliche Aussage zitiert. In einem Schließfach einer Frankfurter Bank, das Eichler unterhielt, wurde inzwischen von der Polizei auch eine handschriftliche Liste mit 30 Namen von Personen aus dem Wirtschaftsleben gefunden. Nach An sicht der Polizei „eine systematische Erfassung mutmaßlicher Angriffsziele“ alle mit den Anfangsbuchstaben A und B. Außerdem wurden Bekennerschreiben zu Anschlägen aufs Mörfeldener Wahlbüro vom Januar, auf einen Hochspannungsmast im August und auch auf einen nicht stattgefundenen Anschlag auf eine Baufirma am 1. November 87 gefunden. mtm