Q U E R S P A L T E Tödliche Demokraten

■ Was unterscheidet die Toten aus Kiel von Lambsdorff?

Jetzt reichts. Als Krimileser bin ich ausreichend bedient, und in Erwägung politischer Nützlichkeit reichts mir allemal: Drei Tote sind genug. Erst Barschel in seiner Badewanne, dann der Engholm–Beschatter, Detektiv Rüdell, mit dem Revolver. Und jetzt auch noch Knack, Staatssekretär in Kiel, ein preußisch genauer Beamter, so wird er nun allenthalben gelobt. Die Leute nehmen sich zu ernst, gefährlich ernst. In banger Wahlnacht mag es noch angehen, wenn das Gefühl aufkommt, es gehe um die Wurscht. Dem Wahlvolk mag man ihn dann nachsehen, den bangen Blick auf die Zukunft, so ganz allgemein; dem politischen Machtmenschen den Gedanken an seine ganz persönliche Zukunft ohnehin. Aber dann? Dann ist etwas anderes gefragt: diese Mischung aus Gelassenheit und standing (so nennt man das heute). Lambsdorff hats doch deutlich vorgemacht. Warum fehlt das den anderen? Der FDP–Chef hat doch durchgehalten: erst Ministermacht, dann vom juristischen Tellerwäscher–Status wieder rauf in die Welt der Millionen. Albern, sich wg. Politik das Leben zu nehmen. Oder? Das ist das Schlimme an den deutschen Politikern (den Preußennachfolgern), daß sie ihre Schweinereien nicht aus Schlampigkeit, Raffgier oder vergleichbaren Tugenden tun. Sie machen das aus zu großer Ernsthaftigkeit, aus zu großem Pflichtbewußtsein. Und weil doch Macht zur Demokratie gehört (Kohl). Wenn sie an ihrem Verständnis demokratischer Macht selbst so schnell zugrunde gehen - was sollen da die erwarten, die ihrer Macht ausgesetzt sind. Andreas Rostek