Neue Foltervorwürfe in Israel gegen den Geheimdienst Shin Beth

■ Anwältin Felicia Langer berichtet über die Fälle von drei Palästinensern, die während ihres Verhörs gefoltert worden seien / Gehen Folterpraktiken des Shin Beth weiter?

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die israelische Anwältin Felicia Langer hat beanstandet, daß auch nach der Veröffentlichung eines Berichts der israelischen Regierung über die Praktiken des Geheimdienstes Shin Beth palästinensische Gefangene weiterhin gefoltert würden. In der Ende Oktober veröffentlichten Untersuchung hatte es geheißen, im Kampf „gegen den Terrorismus“ könne auf Druck bis hin zu „angemessener physischer Gewalt“ gegen widerspenstige Gefangene nicht verzichtet werden. Langer, die zahlreiche Palästinenser aus den besetzten Gebieten vor Militärgerichten verteidigt, appellierte im Fall von drei jungen Palästinensern an den Obersten Gerichtshof in Jerusalem. Die drei geben an, von Angehörigen des Shin Beth im Gefängnis Fara während ihres Verhörs gefoltert worden zu sein. Einer der drei Gefangenen, der vor einem Monat festgenommene 18jährige Bahjat el Assi aus El Bireh, gab an, er sei Tisch zu legen. Er sei eine Viertelstunde lang auf die nackten Fußsohlen und anschließend mit Stöcken auf den Rücken geschlagen worden. Die folgenden beiden Nächte habe er stehend im Freien verbringen müssen. Am dritten Tag sei er einige Minuten an den gefesselten Armen aufgehängt und geprügelt worden. Als er danach auf die Geschlechtsteile geschlagen wurde, sei er ohnmächtig geworden, mit kaltem Wasser wiederbelebt und nochmals geschlagen worden. Als er die Mißhandlungen nicht länger ertrug, habe er ein Geständnis unterzeichnet, das jedoch nicht der Wahrheit entspräche. Die beiden anderen Palästinenser erhoben ähnliche Vorwürfe. Ein anderer Fall wird derzeit von Generalstaatsanwalt Josef Harish untersucht. Langer hatte dem Geheimdienst im Juli vorgeworfen, der 23jährige Awad Hamdan sei nach zwei Tagen Haft offenbar an den Folgen der Folter gestorben. Vertreter des Roten Kreuzes unterrichteten die Familie vom Tod des Gefangenen und erklärten, er sei an einem Herzanfall gestorben, doch Quetschungen am Körper hatten diese Version in Zweifel gezogen. Im Rahmen einer Untersuchung stellte sich heraus, daß der Geheimdienst die Wahrheit über den Tod des Palästinensers vertuscht hatte.