Sprengstoff gegen ein Hospital

■ In Beirut explodierte eine Bombe im Hospital der „Amerikanischen Universität“ / Rätselraten über Urheber und Motiv / Richten sich die Attentate mittelbar gegen die syrischen Truppen?

Aus Beirut Petra Groll

Zum ersten Mal in der zwölfjährigen Kriegsgeschichte des Libanon wurde am Samstag ein Krankenhaus zum Ziel eines Terroranschlags. Nur während der blindwütigen Bombardements der israelischen Armee bei der Invasion im Jahr 1982 waren auch Hospitäler getroffen worden. Sieben Menschen starben und 36 wurden verletzt, als am Samstag mittag in der Besucherhalle des Hospitals der Amerikanischen Universität Beirut eine Bombe explodierte. Nach Angaben der Polizei bestand die Bombe aus 800 Gramm eines hochbrisanten Sprengstoffs mit der Bezeichnung „c4“. Eine etwa 40jährige Frau soll die Bombe in einer Pralinenschachtel gebracht haben; sie wurde selbst bei der Explosion zerrissen. Niemand hat Erklärungen dafür, warum gerade diese Halle, mit mehreren Besucherfahrstühlen und großem Publikumsverkehr, Ziel eines Anschlags wurde. Eine politische Bedeutung kann diese Attacke kaum haben, denn der Name „Amerikanische Universität“ ist nichts weiter als ein Verweis auf alte Zeiten. Seit Monaten werden keine US–Bürger mehr in Beirut gesehen. Mit Sprengstoff des gleichen Typs wurde auch schon am vergangenen Mittwoch eine Frau zum Eingang des internationalen Flughafens in Westbeirut geschickt. Mehr als 70 Menschen starben dort. Niemand hält es für möglich, daß die Frauen im Auf trag der radikalen Hizballah oder einer ihrer Untergruppen gehandelt haben könnten, um sich mit der Aktion den Zugang zum Paradies zu verschaffen. Innenminister Abdallah Raci glaubt, die Terroranschläge zielten auf den „syrischen Sicherheitsplan für Westbeirut“, wie der Einmarsch von 10.000 syrischen Soldaten im Februar offiziell heißt. Die beiden Attentatsorte werden tatsächlich von syrischen Spezialeinheiten kontrolliert, die nichts weiter tun konnten, als die Szenerie des Schreckens hermetisch abzuriegeln. Besonders der Flughafen, Schauplatz abenteuerlichster Geschichten, ist eine Art Barometer der Westbeiruter Sicherheitslage geworden und damit Prestigeobjekt der Syrer. Die Westbeiruter Bevölkerung muß sich wieder mal in ihr Schicksal fügen: Die Straßen sind wieder leergefegt, zumal nachts, wenn infolge der andauernden Stromrationierungen die Dunkelheit zum Tarnmäntelchen für jede dunkle Tat wird.