Hamsterkäufe im polnischen Herbst

■ Regierung kündigt drastische Preissteigerungen in Polen an / Lohnerhöhungen als Ausgleich

Warschau/Berlin (dpa/taz) - Zwei Wochen vor der Volksabstimmung über politische und wirtschaftliche Reformen hat die polnische Regierung am Wochenende erste Zahlen über das Ausmaß der für 1988 geplanten Preiserhöhungen veröffentlicht, die umgehend Hamsterkäufe im Land auslösten. Nach einem am Samstag veröffentlichten Regierungsprogramm sollen die bisher besonders hoch subventionierten Grundnahrungsmittel um 110 Prozent teurer werden, die Preise für Kohle, Heizung, Mieten und Energie werden sogar um 140 bis 200 Prozent anziehen. Insgesamt soll das Preisniveau ohne Berücksichtigung von Alkohol und Tabak um rund 40 Prozent steigen. Ein Teuerungsausgleich und Lohnerhöhungen sollen die Bevölkerung vor Einbußen beim Lebensstandard schützen. Die Regierung betonte, es gehe nicht um die Abschöpfung von Kaufkraft, sondern um die neue Wirtschaftsstruktur und den Abbau von Subventionen. Die Bekanntgabe der Preissteigerungsraten vor dem Referendum erweckte den Eindruck, als würden die einschneidenden Maßnahmen ungeachtet des Votums der Bevölkerung ohnehin durchgeführt. Dem wollte offenbar ein Sprecher des Finanzministeriums vorbeugen, als er am Samstag abend dementierte, daß bereits Detail–Listen mit Preisen vorliegen. Er versicherte, die genauen Preise könnten erst nach der Volksabstimmung festgelegt werden, wenn man über das Tempo und das genaue Ausmaß der Änderungen entschieden habe. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar auf Seite 4