Feiertagspost in eigener Sache

■ Postgewerkschaft protestiert gegen „Zerschlagung der Bundespost“ / 16 Millionen Flugblätter an alle Haushalte

Berlin (taz) - Die Deutsche Postgewerkschaft hat gestern mit einer Protestaktion gegen die „Zerschlagung der Bundespost“ begonnen. Zehntausende Postgewerkschafter im ganzen Bundesgebiet haben am Buß– und Bettag ein Flugblatt mit dem Titel „bürgerpost“ verteilt, das mit einer Auflage von 16 Millionen an alle Haushalte der Bundesrepublik gelangen soll. In dem Flugblatt wird gegen die Pläne des Bundespostministers Schwarz–Schilling zur Neuordnung der Bundespost protestiert, wonach das bisher einheitliche Bundesunternehmen in drei voneinander unabhängige Unternehmensbereiche getrennt werden soll: den Brief– und Paketdienst, den Bereich Telekommunikation und den Geldverkehr. Während die defizitären Bereiche Brief– und Paketdienst dadurch wegen des Fortfalls des postinternen Finanzausgleichs ausgetrocknet würden, befürchtet die Gewerkschaft für den profitablen Telekommunikationsbereich teilweise Privatisierungen zugunsten der einschlägig interessierten Industrie. Den Schaden hätten die Bürger, die einschneidende Einschränkungen im Leistungsangebot der Bundespost hinnehmen müßten, und die Beschäftigten der Bundespost, durch den Fortfall von Arbeitsplätzen und tariflichen Absicherungen. Unterstützt wird die DPG– Kampagne durch die übrigen Gewerkschaften, durch die SPD und einzelne Prominente, auch aus dem Lager der Unionsparteien. So ließ sich der Bundestagsvizepräsident und ehemalige Postminister Richard Stücklen (CSU) auf Seite eins der „bürgerpost“ zitieren: „Eine Ausgliederung des Fernmeldewesens gefährdet die nach meiner Meinung seit Jahrzehnten bewährte Einheit“. marke