Auch Schwarz überstand sein Verhör

■ Der Kieler Hilfs–Ministerpräsident wurde von Barschel ein bißchen reingelegt / Zwischenmenschliche Vergletscherung zwischen CDU und Schwarz vor dem Kieler Untersuchungsausschuß

Aus Kiel Jörg Feldner

Hinter einem Panzer aus Arroganz hat Schleswig–Holsteins Ersatz–Regierungschef Henning Schwarz gestern seine Vernehmung vor dem Kieler Untersuchungsausschuß überstanden. Von den verleumderischen Vorverurteilungen gegen Pfeiffer und vom waghalsigen Vorfreispruch für Barschel, die Schwarz am 18.September präsentiert hatte, nahm er trotz mittlerweile erdrückender Beweislage nichts zurück. Schwarz gab lediglich gewunden zu, bei der Ehrenwort–Auffürung am 18.September von Barschel reingelegt worden zu sein. Schwarz hatte seine Materialsammlung gegen Pfeiffer klar als Teil der parteilichen „öffentlichen Verteidigung“ Barschels gesehen. Er war dann sehr überrascht, als Barschel ihm das Wort erteilte, um seiner „unvoreingenommenen Prüfung aller Vorgänge ohne Ansehen der Person“ vorzutragen. Gerade eine solche Prüfung hatte Schwarz nämlich vermieden: „Ich war mir sicher, daß Pfeiffer unter keinen Umständen Glauben zu schenken sei.“ Dieses Taktieren kostete gestern seinen Preis: Schwarz mußte sich abwechselnd wie ein juristischer Aal schlängeln oder sich mit der intellektuellen Frische eines Mainzelmännchens tarnen. Im barschen Krautjunkerton wies der Sproß einer Ritterfamilie besonders seine Parteifreunde im Ausschuß in die Schranken: „Ich darf Sie unterbrechen, Frau Heiser; wir haben ganz verschiedene Vorstellungen von der Organisation einer Behörde, Herr Sprengler; ich kann vorher und nachher unterscheiden, Herr Sprengler!“ „Ehrabschneidung“ und „unwahre Berichterstattug“ hatte Schwarz dem Spiegel am 18.September vorgeworfen, und gestern noch sah er „gar keine Veranlassung, dem Spiegel besondere Aufmerksamkeit zu widmen“. Schwarz mußte einräumen, daß wesentliches Belastungsmaterial, das er auf Barschels Ehrenwort–Presekonferenz am 18.September vorgelegt hatte, auf ungeprüften Briefen und Anrufen Unbekannter beruht habe. Besonders glaubwürdig und zitierfähig erschien ihm ein Anrufer aus Nürnberg, der sich „beide Hände abhacken“ lassen wollte, wenn seine Vorwürfe gegen Pfeiffer nicht stimmen sollten. Weil sie sich bei der Einstellung von Pfeiffer allein auf die Empfehlung aus dem Springer–Konzern verließ, fiel die Landesregierung später mit Pfeiffer auf den Bauch. Gefragt, warum man weder beim Vorstrafenregister noch beim Verfassungsschutz wegen Pfeiffer angefragt habe, mimte Schwarz liberales „Verständnis“, wenn bei Angestellten „noch etwas unter dem Oberregierungsrat“ auf Anfragen verzichtet werde.