Volkszählungsende ohne Buße

■ Bremer Innensenator verzichtet auf Zwangsmittel / Voraussetzung fürs frühe Ende: Daten müssen aussagekräftig sein / Ein freundliches Anschreiben ist letzte Statistiker–Post

Knapp sechs Monate nach dem Stichtag der Volkszählung kündigt Bremens Innensenator Bernd Meyer das baldige Ende der Zwangserhebung an. Anfang Dezember sollen nun für sein Land fünf bis zehn Prozent der Bremer, die ihren Erhebungsbogen noch nicht ausgefüllt haben, Post vom statistischen Landesamt bekommen, mit der freundlichen Bitte, den beigefügten Bogen auszufüllen. Von Zwangsmaßnahmen und Bußgeldbescheiden will das Land Bremen absehen. Ein Hintertürchen hat Senator Meyer sich allerdings noch offengehalten: Als Voraussetzung für das offizielle Zählende verlangt er, daß nach der „Aktion Erinnerung“ das vorhandene Datenmaterial ausreicht, um gesicherte Einwohnerzahlen für die Verhandlungen um den Länderfinanzausgleich zu erhalten. Die Ankündigung des Bremer Innensenators widerspricht den Plänen, die das Statistische Landesamt noch vor drei Wochen veröffentlicht hatte. Damals hatte die Behörde angekündigt, nach einem weiteren Anschreiben werde sie gegen Ende des Jahres mit der Festsetzung von Zwangsgeldern gegen Boykotteure beginnen. Das Statistische Landesamt spricht bisher von einem Rücklauf von 90 bis 95 Prozent. Die Quote, so hofft der Leiter des Amtes Hannemann, lasse sich durch das freundliche Anschreiben noch einmal erhöhen: „Es wäre schön, wenn die Bürger, die wir bislang nicht erreicht haben, sich dann beteiligen.“ Allerdings wird die Erhebungsstelle noch mindestens bis ins nächste Frühjahr damit beschäftigt sein, die Angaben der BremerInnen auf ihre Plausibilität zu prüfen. Dabei dürften die Datenprüfer ein besonderes Augenmerk auf die Bögen werfen, die per Post gekommen sind. Bei diesen Bögen müsse von einer Fehlerquote von etwa 20 Prozent ausgegangen werden, vermutet der Grüne Martin Thomas. Auch Hannemann bestätigte, daß diese Bögen mehr falsche Angaben enthalten, als die direkt von den Zählern eingesammelten. In Bremen war die Volkszählung von Beginn an sehr zögerlich durchgeführt worden. In einigen boykotträchtigen Stadtvierteln kam der Zähler erst rund einen Monat nach dem Stichtag. Und erst Anfang Oktober wurden diejenigen, die den Bogen nicht zurückgesandt hatten, vom Statistischen Landesamt das erste Mal angeschrieben. Holger Bruns–Kösters