UdSSR: Vorwärts im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit!

■ Wachsende Beschäftigungsprobleme in der UdSSR / 60.000 Entlsassungen allein in Moskau angekündigt / „Neue Formen der Arbeitslosenunterstützung“

Aus Moskau Alice Meyer

Erstmals seit 1945 hat sich am Donnerstag das Politbüro der KPdSU in Moskau mit Arbeitsmarktproblemen beschäftigt. Das oberste Führungsgremium der Sowjetunion billigte Pläne von Regierung und Gewerkschaft zur Schaffung einer staatlichen Arbeitsvermittlung zur „Stärkung der sozialen Garantien für die Werktätigen“. Mit dieser Behörde solle das in der Verfassung garantierte Recht auf Arbeit gesichert werden. Bestehende Formen der Arbeitslosenunterstützung werden „erweitert“, neue geschaffen. Mit der nun beschlossenen Gründung von „Arbeitsämtern“ stellt sich die Führung den verschärften Arbeitsmarktproblemen. Ihre Ursache liegt in den massenhaften Freisetzungen von Beschäftigten der Industrie– und Wirtschaftsverwaltungen, die mit Inkrafttreten des neuen Betriebsgesetzes am 1.1.88 erheblich verkleinert, zusammengelegt oder ganz aufgelöst werden. Das Staatskomitee für Arbeit und Soziales (Goskumtrud) steht dieser Entwicklung recht hilflos gegenüber - trotz der Beteuerung, den letzten Arbeitslosen habe es vor dem Zweiten Weltkrieg gegeben. Allein für die Stadt Moskau sollen im Zuge des Personalabbaus im administrativen Apparat 60.000 Stellen gestrichen werden, darunter alleine 16.000 von 17.000 Planstellen von ingenieur– technischem Kader. Goskomtrud–Funktionäre raten den Moskauer Zentralbehörden und Wirtschaftsverwaltungen, Bedarfsanmeldungen von Hochschulabsoventen zusammenzustreichen, um damit Luft für Umsetzungen beschäftigungsloser Bürokraten auf andere Stellen zu schaffen. Der Stellenabbau betrifft auch Inhaber hochdotierter und mit mancherlei Privilegien ausgestatteter Arbeitsplätze. Aber es trifft auch sozial Schwache, zum Beispiel alleinstehende Frauen mit Kindern - wie überhaupt weibliches Personal am stärksten unter der Reform leidet. Ersatzarbeitsplätze entsprechen häufig nicht der erworbenen Qualifikation und sind mit empfindlichen Einkommensverlusten und sozialem Abstieg verbunden.