Waldheim beim Staatschef 2.Wahl

■ Der österreichische Bundespräsident besucht den pakistanischen Diktator Zia ul–Haq / Zwei ungeliebte Präsidenten unter sich / Wirtschaftliche und politische Gründe für die Visite: Fehlanzeige

Aus Wien Michael Schmidt

Kurt Waldheim ist zu seiner dritten Auslandsreise nach Pakistan aufgebrochen. Nachdem den ganzen Sommer über in der Wiener Hofburg eifrig Reisepläne geschmiedet worden waren, mußte Waldheim sich letztlich mit einem Ziel zweiter Wahl zufriedengeben. Sein Wunschziel Rumänien mit Conducator Nicolas Ceausescu war selbst den abgebrühten Beamten in der Wiener Präsidentschaftskanzlei zuviel. Zia ul–Haq ist allerdings auch nicht gerade das, was man als Prestigegewinn für Österreich bezeichnen könnte. Der pakistanische Machthaber, der 1979 seinen Widersacher, den damaligen Staatspräsidenten Ali Bhutto, trotz weltweiter Proteste hinrichten ließ, wird von Staatsoberhäuptern der westlichen Welt geflissentlich gemieden. Die westlichen Regierungen schicken höchstens einmal einen Wirtschaftsminister zur Visite nach Islamabad, wenn lukrative Staatsaufträge locken. Doch selbst Wirtschaftliches bleibt beim Waldheimbesuch in Pakistan nur am Rande:– einen Skilift und einen Staudamm, wird Waldheim besichtigen. Der österreichiche Minister für verstaatlichte Industrie, Streicher, mißt dem momentanen wie dem potentiell möglichen Warenaustausch zwischen Österreich und Pakistan dermaßen we nig Bedeutung bei, daß er es vorgezogen, hat gar nicht erst mitzufahren, zumal die Pakistanis größere Aufträge ohnedies nur an Länder vergeben, die ihnen großzügige Kredite einräumen. Das Gerücht, Waldheim sei wegen seiner Vermittlungstätigkeit im Falle ausreisewilliger Juden aus dem Iran, die über Pakistan und Wien in die USA emigrieren, von Zia ul– Haq eingeladen worden, ist wenig glaubhaft. Aus der israelischen Kultusgemeinde in Wien heißt es dazu, daß die USA und Pakistan beste Beziehungen miteinander unterhielten, so daß es eines „Herrn Waldheim“ für Vermittlungstätigkeiten kaum bedürfe. Wahrscheinlicher und logischer ist schon die Annahme, daß zwei von der restlichen Welt gemiedene Staatsoberhäupter zueinander gefunden und freudig die Gelegenheit beim Schopf ergriffen haben, um aus ihrer jeweiligen Isolation herauszukommen. Zia ul– Haq schätzt nach eigener Aussage Waldheim denn auch „als einen Mann mit Prinzipien, von denen es nicht viele gibt.“ Waldheim habe als UN–Generalsekretär Pakistan in der Frage der afghanischen Flüchtlinge beigestanden und Österreich habe die Gründung Pakistans und die Aufnahme in die UNO unterstützt. Und „die Welt soll wissen, daß nicht nur Österreich diesen Mann schätzt, sondern auch Pakistan“ (Zia ul–Haq).