Vage Hilfsangebote an Gemayel

■ Der libanesische Staatspräsident Gemayel sprach mit Berlins Regierendem Diepgen / Keine Gespräche über libanesische Flüchtlinge / Hauptinteresse Gemayels an wirtschaftlicher Hilfe

Berlin (taz) - Der libanesische Staatspräsident Amin Gemayel, seit Montag zu einem sechstägigen Staatsbesuch in der Bundesrepublik, sprach am Mittwoch in Berlin mit dem Regierenden Bürgermeister Diepgen und Innensenator Kewenig über Möglichkeiten, dem Libanon soziale und wirtschaftliche Hilfe zukommen zu lassen. Auch in Berlin konnte Gemayel nicht die von ihm erhofften Zusagen auf finanzielle Unterstützung gewinnen. Offizielle Versprechungen auf konkrete Aufbauhilfe durch die Bundesregierung hatte ihm Bundeskanzler Kohl erst nach einer Befriedung des Libanon–Konflikts bestätigt. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag im Berliner Reichstag betonte Gemayel die traditionell guten Beziehungen Berlins zum Libanon. Vieles erinnere ihn an Beirut, das ja auch geteilt sei. Innensenator Kewenig erklärte, der Senat werde sich beim Aufbau von Schulen und Krankenhäusern engagieren. Jetzt schon übernehme der Senat die Kosten für zwei libanesische Stipendiaten auf Berliner Universitäten. Auf die Frage der taz, ob Gemayel mit Kewenig über die Situation Tausender libanesischer Flüchtlinge in Berlin und der Bundesrepublik gesprochen habe, erklärte der libanesische Präsident: „Wir haben dieses Thema nicht direkt behandelt. Ich meine, alle Libanesen sollten in ihre Heimat zurückkehren.“ Die Behandlung der Flüchtlinge sei eine Frage, die zwischen libanesischen und deutschen Behörden geklärt würde. In einer Presserklärung beschuldigte die AL–Fraktion den Berliner Senat, mit dem Empfang Gemayels bewußt eine Bürgerkriegspartei zu unterstützen. Die von Gemayel geforderten Hilfsmittel würden wie bisher nicht der Bevölkerung des Libanon, sondern den verschiedenen Clans zufließen, erklärte AL–Fraktionsvorsitzender Wolfgang Wieland. thore