Kap–Multis wollen Arbeiter ködern

■ Zwei Konzernriesen wollen 450 Millionen DM lockermachen, um kostenlose Aktien an Arbeiter zu verteilen / Ford gründet gleich Stiftung und wird von Gewerkschaft NUMSA unterstützt

Aus Johannesburg Hans Brandt

Der größte Bergbaukonzern Südafrikas, Anglo American Corporation (Anglo), und der Diamantenriese De Beers gaben am Donnerstag bekannt, daß sie innerhalb der nächsten fünf Jahre bis zu 450 Millionen Mark für die kostenlose Verteilung von firmeneigenen Aktien an Arbeiter der Firma spendieren wollen. Schon am Dienstag hatte SAMCOR, der südafrikanische Hersteller von Ford–Autos, die Gründung einer Stiftung zugunsten der in der Firma beschäftigten Arbeiter angekündigt. Die Stiftung soll die 24 Prozent der SAMCOR–Aktien im Wert von schätzungsweise 90 Mil lionen Mark übernehmen, die bisher von Ford–Canada kontrolliert wurden. Die Firma hatte Anfang der Woche ihren Rückzug aus dem Apartheid–Staat bekanntgegeben. Anders als im Falle des Anglo–Angebots, das von dem Generalsekretär der schwarzen Bergarbeitergewerkschaft NUM, Cyril Ramaphosa, abgelehnt wurde, stand die Metallarbeitergewerkschaft NUMSA bei der Gründung der Stiftung Pate. Anglo–Sprecher Bobby Godsell bestätigt, daß der Konzern das Aktienangebot als Teil „der in Südafrika entstandenen Debatte über Kapitalismus und Sozialismus“ in einer Gesellschaft ohne Apartheid sieht. Ramaphosa spricht hingegen von einem Versuch, dem Beispiel Margaret Thatchers zu folgen, um „aus jedem Arbeiter einen Kapitalisten zu machen“. „Warum werden mit dem Geld nicht bessere Löhne finanziert, so daß wir endlich einen ordentlichen Lohn verdienen?“, fragt Ramaphosa. Die SAMCOR– Stiftung soll ihr Einkommen aus Dividendenausschüttungen für „wohltätige Zwecke in der Gemeinschaft“ ausgeben. Arbeiter werden die Verwaltung der Stiftung wählen, die wiederum drei Arbeiter–Direktoren für den Konzern anstellen werden. NUMSA– Sprecher Sauls sieht darin jedoch keine Arbeiterbeteiligung am Management der Firma.