Israel weist Friedens–Aktivisten aus

■ Der Palästinenser Dr. Mubarak Awad mit amerikanischem Paß gründete Zentrum für gewaltfreien Widerstand / Dorn im Auge der rechtsorientierten Parteien / Ausweisungsdrohung führt zu amerikanisch–israelischem Konflikt

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Dr. Mubarak Awad, ein 44jähriger Palästinenser aus Jerusalem, hat vom israelischen Innenministerium einen Ausweisungsbescheid und die Aufforderung zum sofortigen Verlassen seiner Heimatstadt erhalten. Die Begründung: Sein Touristenvisum ist am 20.November abgelaufen und Awads Aufenthaltserlaubnis kann nicht mehr verlängert werden. Die Behörden haben den Psychologen, der während seines Studiums die amerikanische Staatsbürgerschaft erworben hat, bereits mit Deportation gedroht, falls er nicht selbst mit Frau und drei Kindern unverzüglich das Land verläßt. Wenn sich Dr. Mubarak bisher noch in Jerusalem aufhält, so ist das der Intervention des amerikanischen Konsulats zu verdanken. Es schützt amerikanische Staatsbürger gegen die Willkür israelischer Behörden, insbesondere, nachdem es im Sommer eine Reihe von Beschwerden von Amerikanern palästinensischer Herkunft gegeben hat, die während ihres Besuches in den von Israel besetzten Gebieten Schikanen ausgesetzt waren. Damit wollen die israelischen Behörden die Rückkehr und Ansiedlung von Palästinensern in Palästina verhindern. Nun ist Mubarak Awad ein be sonderer Fall: Vor drei Jahren gründete er in Ostjerusalem ein Institut für gewaltlose Aktionen, das rechtsorientierten Parteien in Israel seit langem ein Dorn im Auge ist. Da deren Einfluß im Innenministerium entscheidend ist, war es nicht schwer, den Ausweisungsbeschluß gegen Dr. Awad zu erwirken. Dagegen hat das US–Außenministerium Einspruch erhoben und erklärt, man hoffe, daß der in Jerusalem geborene Palästinenser mit seinem amerikanischen Paß und seiner israelischen Identitätskarte, die er nach der Eroberung der Westbank vor 20 Jahren von Israel erhalten hat, in seiner Heimat bleiben darf. Der isra elische Sicherheitsdienst hingegen hält den gewaltlosen Widerstand, den Dr. Awad predigt, für viel gefährlicher als sogenannten Einzelterrorismus. Gegen den zivilen Ungehorsam hat die Besatzungsmacht noch keine effektiven Waffen entwickelt. Was Dr. Awad den Palästinensern anbietet, ist Widerstand durch einen Massenboykott israelischer Waren, Weigerung der Palästinenser, in Israel zu arbeiten, und Weigerung, den Israelis Steuern zu zahlen. Für die meisten Palästinenser sind solche Formen des gewaltlosen Widerstands noch weitgehend unbekannt. Aber die Behörden in Israel halten Awads Engagement für gewaltfreien Widerstand für eine potentiell gefährliche Entwicklung. Um sich gegen die drohende Deportation zu schützen, gibt Dr. Awad, der sich zum Christentum bekennt, fast täglich Pressekonferenzen, aber nichts hat der Verbreitung seiner Ideen so viel genützt wie gerade sein eigener, eindrucksvoll lehrreicher Widerstand. „Auch wenn man mich gewaltsam vertreibt, komme ich bestimmt wieder. Wenn es nötig ist auch zu Fuß, oder mit einem Segelboot aus Zypern“, sagte mir Awad. Zugleich betonte er, daß er sich mit dem Befreiungskampf der PLO identifiziert.