Die neuen Citoyens

■ „SOS Racisme“ bewahrt die Tradition

Unter dem Zeichen von „SOS Racisme“ sammelte sich gestern eine „neue Generation“ in den Straßen von Paris. Es waren die gleichen Schüler und Studenten, die vor einem Jahr den Erziehungsminister stürzten und jetzt die Forderungen der Revolution von 1789 aufs Neue einklagen: gleiche Rechte für alle Franzosen, gleich welcher Hautfarbe, gleich wessen Eltern Kind sie sind. Es gab Kritik an der Organisation, deren Pariser Zentrale immer mehr zu einer Public–Relation–Agentur wird. Und gewiß trägt ihr telegener Präsident Harlem Desir den Wunsch nach Höherem, vielleicht gar einem Staatspöstchen, nicht nur im Namen. Dennoch. Tatsache bleibt, daß in den Aktionen von „SOS Racisme“ und in ihren Slogans eine Generation ihren Ausdruck gefunden hat. Und unbestritten bleibt auch, daß sie Politik macht. Die von Chirac geplante und von der rassistischen Nationalen Front lauthals geforderte Reform des „Code de Nationalite“ mußte unter dem Druck der Studenten und der Antirassismusbewegung abgesagt werden. Nach dem Willen der Reformer sollte nicht mehr derjenige automatisch Franzose sein, der im Land derjenigen gebildet, die im Lande leben und nicht von einer Gruppe gleicher „Abstammung“. Dank der neuen Citoyens vom Place de la Bastille. Alexander Smoltczyk