Krach um Militär in der Oberpfalz

■ Die CSU–Mehrheit im Stadtrat der oberpfälzischen Stadt Parsberg will einen neuen Truppenübungsplatz der Bundeswehr in unmittelbarer Nähe der Stadt durchsetzen / BürgerInnen protestieren

Parsberg (taz) - Wenn es nach dem Willen der CSU–Mehrheit im Stadtrat geht, dann soll die oberpfälzische Stadt Parsberg im Kreis Neumarkt Garnisonsstadt werden. Auf einer 420 Hektar großen Fläche in unmittelbarer Nähe der Stadt sollen neue Bundeswehr– Kasernen mit Truppenübungs– und Schießplatz entstehen. Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, wurden seit 1979 mit der Bundeswehr Verhandlungen geführt, die zu dem Ergebnis führten, daß im Schnellverfahren während des Sommers 1987 Anhörungen durchgezogen wurden und das Raumordnungsverfahren quasi abgeschlossen war, ehe die BürgerInnen noch recht wußten, um was es überhaupt ging. Jetzt setzen die ParlsbergerInnen ihren Unmut in Aktionen um: Bürgerinitiativen werden gegründet, Bauern tun sich zum Protest zusammen, der Bund Naturschutz und die politische Opposition machen mobil. „Bürger gegen Panzer“ und „Keine Garnison nach Parsberg“, heißen die Parolen. Die BürgerInnen wissen, wovon sie reden, denn kaum 15 Kilometer vom Parsberger Rathaus entfernt liegt der zweitgrößte Truppenübungsplatz der Bundesrepublik, das hunderte Quadratkilometer große Übungs– und Kasernengelände Hohenfels. Täglich sind die rund 5.000 BewohnerInnen von Parsberg und Umgebung mit Militär konfrontiert: Hubschrauber im Tiefflug sind an der Tagesordnung, oftmals in Pulks von 30 Maschinen, das Geheul der Düsenjäger schreckt Mensch und Tier, Tag und Nacht dröhnt Geschützdonner von Hohenfels herüber. Schier endlose Militärkolonnen werden am Parsberger Bahnhof ent– und verladen, Panzer gehören zum Bild der Stadt. In Sichtweite der Stadt hat nun der Stadtrat der Bundeswehr 420 Hektar Wald und Bauernland angeboten. Die Befürworter des militärischen Aufmarsches schieben die Schaffung von Arbeitsplätzen als Argument vor. War zunächst von 300 Arbeitsplätzen die Rede, so ist die Zahl jetzt allerdings schon auf 160 geschrumpft. Dagegen wurde das anfänglich geplante Panzergrenadierbataillon um ein Panzerbataillon und Panzerjäger mit Laserschießanlagen erweitert. Die Zahl der vorgesehenen Kettenfahrzeuge erhöhte sich nach und nach von 65 auf 170 und die der Radfahrzeuge von 110 auf 265. Hohe Belastungen der Parsberger BürgerInnen sind vor allem dadurch zu erwarten, daß täglich Übungsschießen stattfinden sollen, dazu einmal wöchentlich Nachtschießen. Überdies sind rund 40 Übun gen jährlich außerhalb des Truppenübungsplatzes vorgesehen. Es zeigt sich in Parsberg und in den ebenfalls stark betroffenen Ortschaften Degerndorf, Lupburg und Rudenhofen, daß die BürgerInnen ihren Protest bislang nur schlecht koordinieren können. Die Bürgerinitiative „Bürger gegen Panzer“ hofft auf ein Nachgeben der Stadträte, der Bauernverband wie auch der Bund Naturschutz setzt auf rechtliche Schritte, Landwirte wollen gegen die Enteignung ihrer Höfe vor Gericht gehen. Wies um die Erfolgsaussichten hinsichtlich eines Einlenkens der Parsberger Stadträte bestellt ist, zeigt ein bereits im Sommer von 18 betroffenen Bauern an den Stadtrat gestellter Antrag: er wurde bislang nicht behandelt.