P O R T R A I T Ecevit dankt ab

■ Nach der haushohen Wahlniederlage in der Türkei will sich der Sozialdemokrat aus der aktiven Politik verabschieden

„Ich bin Ecevit zu Dank verpflichtet. Die rechte Mehrheit heute im Parlament wäre in Gefahr, hätte er die Linke nicht gespalten.“ Der Vorsitzende des türkischen Arbeitgeberverbandes Halit Narin fand die anerkennenden Worte für den Sozialdemokraten Bülent Ecevit, der einen Tag nach dem Wahlfiasko seiner „Partei der Demokratischen Linken“ den Entschluß bekanntgab, aus dem aktiven politischen Leben auszuscheiden. Wie erwartet war die Partei der demokratischen Linken bei den Nationalwahlen am Sonntag mit 8,5 Prozent unter der Zehn– Prozent–Sperrklausel verblieben, während die Sozialdemokratische Volkspartei fast 25 Prozent der Stimmen auf sich vereinigte. Vergeblich hatte der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Volkspartei, Erdal Inönü, im Vorfeld der Wahlen - nahezu flehend - Ecevit für ein gemeinsames Auftreten gewinnen wollen. Die Wahlen von 1977, die der Republikanischen Volkspartei fast eine absolute Mehrheit im Parlament einbrachten, bildeten den Höhepunkt seiner politischen Karriere: Millionen jubelten ihm auf den Straßen zu. Nach dem Militärputsch wird er in die Verbannung geschickt, zeitweilig verhaftet. Die Verfassung der Militärs von 1982 belegt ihn für zehn Jahre mit politischem Betätigungsverbot. Nach der Volksabstimmung im September dieses Jahres wird das Verbot aufgehoben und er wird auch offiziell Vorsitzender der Partei der Demokratischen Linken. Nach dem Militärputsch zerstritt sich Ecevit nahezu mit dem gesamten sozialdemokratischen Funktionärsapparat. Hierarchisch baute er seine eigene Partei auf, die Mitglieder erst nach einer „Sicherheitsüberprüfung“ aufnahm. Alleingelassen, den sozialdemokratischen Intellektuellen entfremdet, gab er nach der Wahl seinen Abgang aus der Politik bekannt. Ömer Erzeren