Black is beautiful

■ Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit - für Bürokraten alles eine dunkle Brühe

Moderne Zeiten verändern die Arbeit. Damit hatte bei der Gewöhnung ans Fließband schon Charlie Chaplin Schwierigkeiten, und heute ist das wieder so - nur andersrum. Menschen werden nicht mehr massenhaft in die Fabriken und Verwaltungen hineingesaugt, sondern aus diesen Tretmühlen abgestoßen. Es werden also immer mehr, die im sozialen Netz keinen rechten Halt mehr finden und versuchen, sich angesichts eines fehlenden Angebots erstens selber eine sinnvolle Arbeitsmöglichkeit zu eröffnen und zweitens mit Phantasie und Geschick aus den verschiedensten Quellen - von der Sozialhilfe bis zum Job, von der Rente bis zur Immatrikulation - ihr Einkommen zu stückeln. Mischfinanzierung nennt man das in anderen Kreisen. Diese Schmuddelecken des Sozialstaats sollen nun per Sozialversicherungsausweis ausgemistet werden. Nicht nur, daß dieser Vorschlag wieder dem alten Bürokratenstrickmuster folgt und die Absicherung des Staates gegen die Bürger statt einer Absicherung der Bürger gegen die Wechselfälle des Lebens betreibt. Es soll nicht nur einfach Ordnung sein, die hergestellt wird, nein, es muß dann auch gleich noch die alte sein. In einer Zeit, in der Arbeits– und Beschäftigungsformen wahrhaftig in Fluß gekommen sind, werden diejenigen, die das Experiment mit neuen Lebensformen wagen, nicht etwa belohnt, sondern bestraft. Und den Bonner Ministerialen reicht augenscheinlich der Applaus aus den Handwerkskammern, einer gut funktionierenden Lobby gegen die Schattenwirtschaft, als positive Rückmeldung. Von den Betroffenen ist nix zu hören, aber Schmuddelkinder haben ja auch keinen Interessenverband. Und die Grünen pennen wieder einmal, anstatt hier zwei immerhin zentrale Forderungen ihres Warenhauskatalogs als konkrete Lösungen anzubieten: Mindesteinkommen und Grundrente als neue minimale Übersichtlichkeit. Aber das muß ja alles nicht so bleiben. Georgia Tornow