Revierkrise: Linke auf Konzeptsuche

■ Erste Ruhrgebietskonferenz „von unten“ / Konzepte gegen die Krise im Ruhrpott umstritten / Kritik an Gewerkschaftspolitik / Krupp–Betriebsrat fordert „bundesweiten Stahlstreik“ und „Marsch auf Bonn“

Aus Oberhausen Walter Jakobs

Während der ersten Ruhrgebietskonferenz „von unten“, die Strategien und Auswege aus der Krise im Revier weisen sollte, kam es am Sonntag zu heftigen Diskussionen über die Strategie der Montangewerkschaften. Diese, so hieß es in einem ersten Entwurf einer Abschlußerklärung, erschweren durch „ihre sozialpartnerschaftliche Politik“ die „Entwicklung von entschiedenem Widerstand“. Etwa 800 Menschen nahmen am Sonntag in Oberhausen an der Konferenz teil, die von Grünen, der DKP und Mitgliedern der Memorandum–Gruppe organisiert und von vielen Betriebsräten aus dem Revier unterstützt wurde. Mit der Konferenz sollte der Anfang gemacht werden, um den vielen Ankündigungen zur Lösung der Revierkrise „von oben“ eine Perspektive „von unten“ entgegenzusetzen. Zumindest für den aktuell so brisanten Stahlbereich kam dabei nicht viel heraus. Viele Beiträge erschöpften sich darin, den IG– Metall–Vorstand zu entlarven. Das Konzept der Beschäftigungsgesellschaft, so lautete ein Vorwurf, habe der IG–Metall–Vorstand hervorgebracht, um aus der Diskussion „um die Vergesellschaftung aussteigen“ zu können. Die Diskussion um die Beschäftigungsgesellschaft, „lenke vom unzweideutigen Kampf um Arbeitsplätze ab“. Gegen diese These wandten sich vor allem die Metaller aus Hattingen, die gerade dabei sind über Ersatzproduktionen auf der Thyssen–Hütte nachzudenken. Eine Mobilisierungsperspektive ist nach ihren Worten nur dann möglich, wenn man ein Alternativkonzept zu den Unternehmensplanungen aufzeigen kann. Als Beispiel wurde ein Konzept für die Maxhütte genannt, das den Umbau der Hütte zu einer Schrott–Recyclinganlage vorsieht. Für den aktuellen Kampf helfe die Forde rung nach Vergesellschaftung wenig. Eckhard Stratmann von den Grünen hielt dagegen, dies sei so, weil die IG Metall die Forderung nicht offensiv zum Thema gemacht habe und selbst bei Krupp in Rheinhausen nicht mache. Dazu Hartmut Schulze aus Hattingen: Hier „wird gerade so getan, als arbeitetet ihr alle in Buden, in denen die Belegschaft zu den Toren drängt, um die Vergesellschaftung zu fordern“. Ein Betriebsratsmitglied von Krupp forderte auf der Konferenz einen bundesweiten Streik in der Stahlbranche und „einen Marsch auf Bonn“. Für morgen werden anläßlich der Krupp–Aufsichtsratsitzung in Bochum Blockaden und eine Besetzung des Kruppschen Verwaltungsgebäudes erwartet.