Der Arm Teherans reicht nach Paris

■ In einer offensichtlichen Gegenleistung für die Freilassung zweier französischer Geiseln im Libanon nahm die Pariser Polizei mehrere Dutzend iranischer Oppositioneller fest, die des Landes verwiesen werden sollen

Paris/Berlin (afp/taz) - Die französische Polizei hat am Montag morgen bei einer großangelegten Operation im Raum Paris mehrere Dutzend iranischer Oppositioneller festgenommen. Wie das Innenmisterium mitteilte, sollen sie des Landes verwiesen werden. Bei den Festgenommenen handele es sich um Mitglieder der „Volksmudjaheddin“, die durch ihre politische Tätigkeit „die öffentliche Ordnung schwer gestört“ hätten. Nach Angaben eines Sprechers der „Volksmudschaheddin“ wurden in Auvers–sur–Oise nördlich der französischen Hauptstadt das Büro dieser Oppositionsbewegung sowie die Häuser zahlreicher Mitglieder kontrolliert. Bei dieser Maßnahme handelt es sich offensichtlich um eine Gegenleistung der französischen Regierung für die Freilassung zweier Geiseln im Libanon am 27. November dieses Jahres. Die britische Zeitung Observer hatte am Wochenende berichtet, die Regierung in Paris habe für die Freilassung der französischen Journalisten Jean– Louis Normandin und Roger Auque fünf Millionen Dollar gezahlt, einen schrittweisen Abbau der französischen Marinepräsenz im Golf zugesagt und versprochen, die Tätigkeit iranischer Oppositioneller in Frankreich zu unterbinden. Die Festnahmen von Angehörigen der Volksmudjaheddin hat diese Darstellung nun im letzten Punkt bestätigt. Am Sonntag hatte der französische Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Michel Aurilac, ausländische Presseberichte über die Zahlung von Lösegeld und Waffenlieferungen an den Iran dementiert. Zu den Meldungen über das Unterbinden von Aktivitäten iranischer Oppositioneller in Frankreich äußerte er sich jedoch nicht. Nach Angaben eines Sprechers der Volksmudjaheddin wurde das Büro der Organisation in Auvers– sur–Oise nördlich der französischen Hauptstadt sowie die Häuser zahlreicher Mitglieder kontrolliert. Ein solcher Tauschhandel gereiche weder Frankreich noch dem Iran zur Ehre, erklärte der Sprecher und wies darauf hin, daß alle Festgenommenen den Status politischer Flüchtlinge und gültige Papiere hätten. Der Vorsitzende der Volksmudjaheddin, Massoud Radjawi, protestierte in einem Telegramm an den französischen Präsidenten Franois Miterrand gegen die Festnahmen. Bei dem Schlag der französischen Regierung gegen iranische Oppositionelle handelt es sich nicht um die erste Aktion dieser Art. Die Regierung des traditionellen Asyllandes für politisch Verfolgte hat bereits im Juni 1986 auf iranischen Druck hin Radjavi nach fünfjährigem Exil in Frankreich des Landes verwiesen. Radjawi hat sich seither in der irakischen Hauptstadt Bagdad niedergelassen. Die Volksmudjaheddin, eine islamische Organisation, bekämpfen das Khomeini–Regime aus dem Untergrund und von irakischem Territorium aus. bs