piwik no script img

High Noon im Eis

■ Nach heftigem Gerangel verzichtete der Eishockeyclub ECD Iserlohn auf seine Ghaddafi–Trikots

Berlin (taz) - In der Kabine des ECD Iserlohn spielten sich vor dem Bundesligaspiel mit Eintracht Frankfurt dramatische Szenen ab. Es ging zu wie beim High Noon in Tombstone, gegenüber standen sich Libyens Chef Ghaddafi und die fleischgewordene Lederhose aus Bayern, Zimmermann, vertreten durch ihre verlängerten Arme. Für Ghaddafi focht der Präsident des ECD Iserlohn, Weifenbach, Zimmermann hatte vorsichtshalber eine ganze Armada von Schergen geschickt. Die Frage, um die sich alles drehte, lautete: Sollten die Iserlohner mit ihren Trikots, die für das „Grüne Buch“ Ghaddafis werben, auflaufen oder nicht? Während Weifenbach mit Hilfe von fünf Anwälten verzweifelt versuchte, die Spieler zum Überstreifen der skandal– und geldträchtigen Hemden zu überreden und darauf hinwies, daß die dafür zugesagten 1,5 Mio. Mark aus Libyen bereits eingetroffen seien, stand neben ihm der Konkursverwalter Andres und beschwor dieselben Spieler, um Gottes willen etwas anderes anzuziehen. Derweil bedrohte der Vizepräsident des Deutschen Eishockey–Bundes (DEB), Ernst Eichler, die Cracks mit Sperren, sollten sie dem Werbungsverbot des DEB für Ghaddafi zuwiderhandeln. Eintracht Frankfurt tat kund, dann sowieso nicht antreten zu wollen. Inwischen konnten Handgreiflichkeiten zwischen Präsident und Konkursverwalter des ECD Iserlohn nur knapp vermieden werden. Der Sieger hieß zu schlechter Letzt Zimmermann. Die inkriminierten Trikots blieben in der Kabine, das Spiel gewannen die Frankfurter (7:3), die Pleite des ECD Iserlohn dürfte kaum noch aufzuhalten sein. Ghaddafis Buch aber muß weiter ein Dasein als Ladenhüter fristen. Der inzwischen entmachtete Präsident des ECD Iserlohn, Heinz Weifenbach, will den Deutschen Eishockey–Bund (DEB) auf Schadenersatz in Höhe von 1,5 Mio. Mark verklagen. Matti Lieske

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen