Cruise–Missile–Manöver begleiten Gipfel

■ Pünktlich zum Gipfel in Washington rückten gestern im Hunsrück Cruise–Missile–Konvois zum Manöver aus / Friedensinitiative setzt 10.000 Mark für die beste Idee aus, wie die Raketenstation zivil genutzt werden kann

Hasselbach (taz) - Gegen viertel nach acht gab es Bewegung am Haupttor, dem Tor 2 der B–Batterie in Hasselbach. Pünktlich zum Gipfeltreffen zwischen Reagan und Gorbatschow verließen Montag morgen zwei amerikanische Cruise–Missile–Konvois ihren Stützpunkt. Eine Stunde später rückten nach Angaben von Mitgliedern der Friedensinitiative Rhein–Hunsrück–Mosel weitere acht Cruise Missiles der 38. Tactical Missile Wing aus dem Lager, eskortiert wie so oft von deutscher Polizei. „Ist das der Gipfel?“ stand auf einem eiligst angefertigten Transparent der Friedensinitiative zu lesen. Einmal mehr zogen die US– Marschflugkörper ins Manöver. Einmal mehr wurden sie von Mitgliedern der Friedensbewegung verfolgt, und wie so oft war es die deutsche Polizei, die dafür sorgte, daß die Verfolger schließlich gestoppt und kontrolliert wurden. Diesmal inszenierten die Polizisten die „Verkehrskontrolle“ in Argenthal auf der B 50. Unbehelligt verschwand derweil der lange Militärkonvoi in Richtung A61. Seit April beobachtet man im Hunsrück die regelmäßigen Ausfahrten der Cruise Missiles in alle Himmelsrichtungen. Meist fahren die Bedienungsmannschaften den NATO–Flugplatz Hahn oder die Truppenübungsplätze in Baumholder (US–Armee) oder Montabaur (Bundeswehr) an. Für die Hunsrücker Friedensinitiative gestaltet sich die Verfolgung jedesmal recht schwierig. Nur ein einziges Mal, am 7.November, gelang deshalb ein „Stellungsbesuch“ in einem Waldstück nahe bei Kirchheimbolanden, als man die Verfolgung bis ins Zielgebiet der Cruise–Missile–Einheit durchführen konnte. Im November gab es 86 zwischen einem Team des Südwestfunks und einer die CM–Marschflugkörper eskortierenden deutschen Polizeistreife eine handfeste Auseinandersetzung. Mit Gewalt wurde das Kamera–Team daran gehindert, den Konvoi auf einer Bundesstraße zu filmen. Später entschuldigte sich der rheinland–pfälzische Innenminister beim SWF für das die Pressefreiheit verletzende Verhalten der Polizei. Nach offiziellen Angaben befinden sich derzeit 48 Cruise Missiles in Hasselbach, die Hälfte aller Marschflugkörper, die in der B–Batterie neben 1.400 Soldaten nach dem Stationierungsbeschluß dort einmal stationiert werden sollten. Die Friedensinitiative Rhein– Hunsrück–Mosel hat jetzt einen Preis in Höhe von 10.000 DM ausgesetzt, mit dem die beste Idee für eine zivile Nutzung der Raketenstation Hasselbach bedacht werden soll. Schriftlich wurden zur Teilnahme unter anderem Bundeskanzler Helmut Kohl und Willy Brandt sowie zahlreiche Lokalpolitiker ermuntert. Felix Kurz