SEL baut ab

■ Demonstration bei SEL Stuttgart gegen drohenden Verlust von 800 Stellen / Übernahme durch finnischen Konzern?

Stuttgart (taz) - Zu einem Protestzug um das Firmengelände der Stuttgarter SEL (Standard Elektrik Lorenz) mit anschließender Kundgebung waren gestern über 1.100 Außendienstarbeiter und Monteure des Unternehmens aus der ganzen Bundesrepublik zusammengekommen. Zu Protestmarsch und Kundgebung gegen die geplante Entlassung von mindestens 800 Werksmonteuren hatten Betriebsrat und die IG–Metall Verwaltungsstelle Stuttgart gemeinsam aufgerufen. Seit Monaten, so der Betriebsratsvorsitzende Alois Süß, jage bei der SEL AG eine Hiobsbotschaft die nächste. Erst am Montag sei aus Gesprächen zwischen dem IG–Metall Bezirksvorsitzenden Ernst Eisenmann und dem SEL–Vorstand die geplante Auslagerung bzw. der Verkauf des gesamten Audio/Video– Bereichs bekanntgeworden. Als Interessent für eine Übernahme dieses Produktionsbereichs wurde der finnische Nokia–Konzern genannt. Der Betriebsrat befürchtet nun einen ähnlichen Effekt wie nach dem Aufkauf verschiedener bundesdeutscher Unternehmen der Unterhaltungselektronik durch den französischen Elektronikkonzern Thomson Brandt. Diese hatte nach dem Aufkauf einen großen Teil der Produktion stillgelegt oder verlagert. Ein solches Vorgehen durch den Nokia– Konzern hätte den Arbeitsplatzverlust für rund 8.000 SEL–Mitarbeitern zur Folge. Erst vor drei Wochen hatte der SEL–Betriebsrat einem Wirtschaftlichkeitsprogramm zum Erhalt des Audio/Video–Bereichs zugestimmt. Bereits in den kommenden Wochen müssen mindestens 500 Außendienstmonteure der SEL mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes rechnen. Insgesamt will der SEL–Vorstand diesen Sektor um die Hälfte (800 Monteure) reduzieren. Sollte die SEL–Geschäftsführung an ihren Plänen festhalten, so der Betriebsratsvorsitzende, dann gebe es Unruhe bei der SEL, dann sei die gestrige Protestdemonstration nur ein Anfang gewesen. Der Betriebsrat fordert von der Geschäftsführung, statt Entlassungen einen Antrag auf Kurzarbeit zu stellen. Auch von der Bundesregierung forderte der Betriebsratsvorsitzende, endlich Maßnahmen zu ergreifen: statt überVermummung zu debattieren solle sie etwas gegen den Verlust weiterer Arbeitsplätze tun. diwi