Frankens Dreckschleuder mit voller Kraft voraus

■ Trotz Ausfall der 130 Millionen–Rauchgasreinigungsanlage seit Oktober läuft das Braunkohlekraftwerk Arzberg / Ausstoß von 1.000 t Schwefeldioxid monatlich

Von Bernd Siegler

Nürnberg (taz) - Das „sauberste Braunkohlekraftwerk der Welt“ stinkt gewaltig. Seit 15. Oktober ist die Rauchgasreinigungsanlage im Braunkohlekraftwerk Arzberg in Oberfranken wegen „größerer Schwierigkeiten“, so Eduard Sachse, Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit der Energieversorgung Oberfranken AG, abgeschaltet. Das Kraftwerk der EVO AG, die mehrheitlich im Besitz der Bayernwerke AG ist, arbeitet jedoch auf vollen Touren weiter. Bis frühestens Mitte Fe bruar wird die schlechte Luft Oberfrankens so mit mehr als 1.000 t Schwefeldioxid und 300 t Stickoxiden pro Monat zusätzlich belastet. Erst am 29. Juli dieses Jahres war „Europas erste simultane Rauchgasreinigungsanlage“ in Arzberg in Betrieb gegangen. Die 130 Millionen DM teure Anlage für die 1966 bzw. 1980 in Betrieb gegangenen 107– und 130–Megawatt–Blöcke sollte den Ausstoß von Schwefeldioxid um 95 Stickoxiden um 70 Bei der Inbetriebnahme der Anlage hatte die Betreibergesellschaft EVO AG Arzberg als „derzeit sauberstes Braunkohlekraftwerk der Welt“ gefeiert. Bayerns Umweltminister Alfred Dick sprach von einem Beweis dafür, „daß die Technik erfolgreich zum Schutze unserer Umwelt eingesetzt werden kann“. Doch seit der Inbetriebnahme der Anlage - so Sachse - habe es Schwierigkeiten mit dem Aktivkoksdurchlauf gegeben. Diese hätten sich derart addiert, daß sich die Herstellerfirma Uhde am 15. Oktober zur Abschaltung entschließen mußte. Fortsetzung auf Seite 2