I N T E R V I E W Maulkorb für den Apartheidgegner Govan Mbeki

■ Der freigelassene ehemalige ANC–Chef darf seinen Wohnort nicht verlassen und keine Interviews mehr geben

Johannesburg (taz) - Mit der Freilassung von Govan Mbeki Anfang November, der Ende der fünziger Jahre Vorsitzender des heute verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) war, wollte die südafrikanische Regierung vor allem die Reaktion der schwarzen Bevölerkung testen. Von dieser Reaktion, so bestätigten Regierungssprecher, würde es abhängen, ob auch Nelson Mandela, der prominenteste in Südafrika inhaftierte ANC–Führer, freigelassen werden würde. Gestern verhängten die südafrikanischen Behörden ein Reiseverbot gegen Mbeki und untersagten ihm Kontakte zur Presse. Die jetzt verhängten Restriktionen bedeuten, daß die südafrikanische Regierung das Experiment für gescheitert hält. Schon zuvor waren eine Versammlung in Port Elizabeth Anfang Dezember und eine für das kommende Wochenende in Kapstadt geplante Veranstaltung, bei denen Mbeki erstmals öffentlich sprechen sollte, als „Bedrohung der öffentlichen Sicherheit“ von der Polizei verboten worden. Hans Brandt Das folgende Interview mit Mbeki wurde kurz nach seiner Freilassung Anfang November geführt. Das Gespräch führte Rapitse Montsho. taz: Kurz vor Ihrer Freilassung konnten Sie mehr als eine Stunde lang mit Nelson Mandela sprechen. Wie sieht Mandela die heutige politische situation in Südafrika? Mbkei: Er würde gerne eine Normalisierung der Situation im Land sehen. Er wünscht sich, daß die Menschen Südafrikas als Menschen Südafrikas zusammenleben. Er sorgt sich nicht nur um das Wohlergehen der Mitglider des ANC, sondern um die Situation für alle Menschen in Südafrika. Was sind die Minimalforderungen an die Regierung, bevor sie zu Gesprächen bereit wären? Die wichtigste Vorbedingung ist die Abschaffung der Apartheid. Danach kommen andere Dinge, die ein Resultat der Bemühungen sind, die Apartheid am Leben zu halten. Dazu gehören beispielsweise der Ausnahmezustand, die Besetzung der Townships durch die Armee und ähnliche Maßnahmen. All diese Dinge müssen verschwinden, bevor wir uns ernsthaft an einen Tisch setzen und über die Situation in Südafrika sprechen können. Würden Sie neben dem ANC auch die Teilnahme anderer Gruppen, wie der Zulu–Organisation Inkatha von Häuptling Mangosuthu Buthelezi, bei solchen Verhandlungen erwarten? Wenn es überhaupt eine Lösung des Problems geben soll, dann ist zuerst von überragender Bedeutung, daß die Regierung mit dem ANC spricht. Aber wenn wir uns dann in einer Situation befinden, wo alle Menschen Südafrikas zusammenkommen, um eine Lösung zu finden, dann müssen alle sich daran beteiligen. Halten sie internationalen Druck auf Südafrika, vor allem in der Form von Sanktionen, für richtig? Ich kann nicht vorschreiben, welche Druckmittel die internationale Gemeinschaft gegen Südafrika verhängt. Solange sie aber die Zerstörung der Apartheid zum Ziel haben, unterstütze ich solche Maßnahmen. Was Sanktionen betrifft - der Aufruf zu Sanktionen war eine Entscheidungdes ANC -, ich bin ein loyales Mitglied des ANC und unterstütze die ANC–Führung. Als Kommunist dürfen Sie in Südfarika nicht zitiert werden und können deshalb die breite Bevölkerung nicht erreichen. Haben sie eine bestimmte Botschaft für die Bevölkerung Südafrikas? Ich würde betonen, daß wir alle zu Südafrika gehören,und daß Südafrika uns allen gehört. Diejenigen, die diesen Ausgangspunkt teilen, sollten enger zusammenarbeiten, sollten sich Schulter an Schulter für die Abschaffung der Apartheid einsetzen.