Festnahmen im Fall Transnuklear

■ Im Hanauer Bestechungsskandal um die Atom–Transportfirma Transnuklear wurden drei Personen festgenommen / Ein Verdächtiger sitzt inzwischen in U–Haft / Inzwischen geht es um 21 Millionen

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Die Affäre um die Bestechungsgelder, die aus der Hanauer Atom–Transportfirma Transnuklear heraus an diverse Atomkraftwerke der Republik flossen, weitet sich aus. Auf Anordnung der ermittelnden Hanauer Staatsanwaltschaft wurden in den vergangenen Tagen insgesamt drei ehemalige Mitarbeiter der Transnuklear festgenommen. Eine der drei Personen, die beschuldigt wurden, Millionenbeträge auch in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben, wurde am Donnerstag dem Haftrichter vor geführt und anschließend in U– Haft genommen. Die beiden anderen Personen wurden - nach Auskunft des Hanauer Oberstaatsanwalts Schneider - im Verlauf des Freitags dem Richter zugeführt. Auf Nachfrage der taz erklärte der Oberstaatsanwalt Schneider, zur Zeit stehe noch nicht fest, wieviele Millionen im einzelnen an die AKWs ausgeschüttet wurden und welche Beträge in die Taschen der Transnuklear–Mitarbeiter flossen. Schneider legte Wert auf die Feststellung, daß die Bestechungsgelder nicht als „Belohnung“ für die Erteilung von Aufträgen gezahlt worden seien, son dern generell der „allgemeinen Stimmungs– und Klimapflege“ dienten. Auch sei es aufgrund dieser finanziellen Transaktionen zu „keinerlei Beeinträchtigungen im Sicherheitsbereich der betroffenen Kernkraftwerke gekommen“. Die Affäre um das Atom–Transportunternehmen Transnuklear, einer hunderprozentigen Tochter der Hanauer Atomfabrik NUKEM, kam im Frühjahr 1987 ins Rollen. Als die Hanauer Staatsanwaltschaft am 8. April die Ermittlungen aufnahm, kam es zu Entlassungswellen in den betroffenen Atomkraftwerken und bei den Firmen NUKEM und Transnuklear. Bislang war die Summe der vermuteten Gelder auf 5 bis 6 Mio. DM geschätzt worden, aus denen Bestechungsgelder und „Sachpreise“ für AKW–Mitarbeiter stammten. Inzwischen ist von 21 Mio. DM die Rede, von denen große Teile auch in die eigenen Taschen wanderten. Dem inzwischen inhaftierten Ex–Transnuklear–Mitarbeiter wird vorgeworfen, insgesamt 15 Millionen verschoben zu haben. Die beiden anderen Verdächtigen sollen Beträge zwischen 5 und 6 Millionen DM „veruntreut“ haben. Oberstaatsanwalt Schneider schloß weitere Festnahmen nicht aus.