EG: Alles klar zum Super–GAU

■ In Erwartung des nächsten Atomunfalls werden die Grenzwerte für Lebensmittel kräftig angehoben

Brüssel (taz/dpa) - Die EG hat für den nächsten Strahlenunfall vorgesorgt. Gegen die Stimmen der Bundesrepublik, Dänemarks und Luxemburgs wurde gestern ein „ständiges System“ von Grenzwerten für verseuchte Lebensmittel beschlossen. Es soll beim nächsten Atomunfall in Kraft treten, spätestens aber in zwei Jahren. Die neue Regelung sieht Grenzwerte vor, die doppelt bis dreifach so hoch sind wie die bisher nach Tschernobyl geltenden. Bei Milcherzeugnissen sollen 1.000 Becquerel Cäsium pro Liter und bei anderen Nahrungsmitteln 1.250 bq pro Kilo erlaubt sein. Babynahrung und Säfte wurden zunächst aus diesem „ständigen System“ ausgeklammert. Hier soll eine separate Einigung erzielt werden. Gleichzeitig einigte sich die EG darauf, die bisherigen, nach Tschernobyl beschlossenen Grenzwerte weiter zu verlängern. Die Tschernobyl–Richtlinie soll für weitere zwei Jahre Gültigkeit behalten und dann vom „ständigen System“ abgelöst werden. Großbritannien und Frankreich haben ihre Zustimmung zu der zweijährigen Verlängerung der Tschernobyl–Richtlinie von der daran anschließenden verbindlichen Einführung des „ständigen Systems“ abhängig gemacht. Nach Tschernobyl waren Grenzwerte von 370 bq für Milchprodukte und Babynahrung und 600 bq für alle übrigen Nahrungsmittel vereinbart worden. Die Verbraucher– und Elterngruppen hatten diese geltenden Werte als zu hoch kritisiert. Die geplante Verdoppelung und Verdreifachung der Höchstwerte wurde als „Frontalangriff auf die Gesundheit“ bezeichnet. Im Gegensatz zu der ausschließlich auf die Cäsium–Werte beschränkten „Tschernobyl– Richtlinie“ sieht das „ständige System“ auch Grenzwerte für andere Nuklide vor. Fortsetzung auf Seite 2